Friedhöfe

Friedhöfe

Rund 2,5 Mio. Einwohner hat West-Australien. 2,1 Mio. davon im Großraum Perth. Und grob geschätzt 2 Mio. davon leben in Einfamilienhäusern. Schon beim Landeanflug war die riesige Ausdehnung der Metropole zu erkennen. Die Skyline ähnelt der von Frankfurt/M, aber drumherum ist alles voller einstöckiger Häuser. Perth und das angrenzende Fremantle, wo wir insgesamt 3 Nächte verbracht haben, wirken unglaublich aufgeräumt und sauber. Dagegen ist selbst München eher eine Abfallhalde. Und über Köln möchte ich an dieser Stelle den Müllsack des Schweigens legen.

Am Vormittag fahren wir etwa 250 Km weiter Richtung Norden. Es dauert eine Weile, bis wir den Großraum Perth hinter uns lassen. Aber dann wird es wirklich schlagartig verkehrsmäßig ruhiger. Und die endlosen, übrigens überaus gepflegten Vororte, weichen einer relativ flachen Landschaft mit sandigem Boden und dichtem Buschwerk, das zumindest für Menschen um die 1,70 m kaum zu überblicken ist. Aber dem Camper sei Dank sitzen wir ja etwas erhöht, so dass wir auch zur linken oft den bis zum Horizont endlosen Indischen Ozean erspähen.

Endlich Kängurusteak

Gegen Mittag pausieren wir in der Hangover Bay. Dünen, ein schier endloser Sandstrand und dazu an einem Parkplatz mehrere öffentliche Gasgrills zur freien Verfügung. Auch hier wieder: der Grillplatz ist unfassbar sauber und aufgeräumt. hübsche Holzbänke, kein Müll, keine Graffiti, nix negatives. Einfach ein Knöpfchen drücken und der Grill läuft für 10 Minuten. Danach schaltet er sich automatisch wieder ab. Wer weiter grillen möchte, drückt einfach wieder den Knopf.

Mehrere Straßenschilder hatten uns vorher auf Kängurus hingewiesen. Ein paar lagen auch tot am Straßenrand. Warum also nicht heute auch Känguru-Steak grillen. Ein paar Zwiebeln dazu … ich glaube ich erwähnte bereits in einem früheren Blogbeitrag, dass Kängurusteaks wirklich bemerkenswert lecker sind.

Übrigens wurde auch immer wieder auf Emus hingewiesen. Die haben wir aber bisher weder tot noch lebendig gesehen, noch hatten wie sie auf dem Grill. Aber das kommt sicher noch.

Friedhof – Teil 1

Wie auch immer, frisch gestärkt geht es weiter in den nahe gelegenen Naumburg National Park. Mal fingerdünn, mal mehrere Meter dick ragen hier bis zu 5 m bizarr geformte Kalksteinsäulen, die Pinnacles, aus dem Wüstenboden. Keine Ahnung wie viele es dieser Pinnacles gibt. Es müssen Tausende sein. Eingerahmt werden die Kalksteinsäulen bei unserem Besuch von Dünen und zahlreichen dunklen Wolken, die die ganze Szenerie in einen Drama-Modus schalten.

Pinnacles
Pinnacles

Die Gegend lässt sich zu Fuß erkunden. Oder über eine 4 km lange Off-Road-Piste per Fahrzeug – was Beate zunächst für eine bestenfalls „halbgute“ Idee hält. Wir fahren … und ihre Begeisterung über die Landschaft wächst zum Glück von Minute zu Minute. Netterweise weißt mich eine freundliche, weibliche Navistimme beim Schrittfahren über die Piste darauf hin, dass ich doch bitte mit dem Camper nicht schneller als 110 Km/h fahren sollte. Ok, ich denke dran.

Zurück zum Kalkstein, der ja im Grunde nix anderes ist als ein Haufen toter Schalen- und Krustentiere. Wir fahren und spazieren also über einen Friedhof der Schalentiere. Wir sind fasziniert. Wie viele dieser Schalentiere waren wohl nötig, um derartige Gebilde zu schaffen? In welchen Zeiträumen lief das alles ab? Ich bewundere immer wieder Geologen, die ja nun wirklich in ganz anderen Dimensionen denken müssen, weit über ein menschliches Leben hinaus. Mein Hirn sprengen solche Dimensionen ein wenig. Deshalb bin ich wohl auch kein Geologe geworden.

Friedhof – Teil 2

Ich weiß es nicht genau, aber wahrscheinlich ist auch kein Einwohner der nahegelegenen Ortschaft Cervantes Geologe. In dieser gut 500 Einwohner zählenden Ortschaft übernachten wir auf dem hiesigen Campingplatz. Cervantes zeichnet sich im wesentlichen durch folgendes aus:

  1. den spanischen Namen, den es einem 1844 vor der Küste versunkenen, spanischen Schiffes namens … ja genau … Cervantes verdankt.
  2. der Tatsache, dass alle Straßen aufgrund dieses tragischen Ereignisses nach spanischen Städten benannt wurden.
  3. einem endlos langen, etwa 20 m breiten Strand, der möglicherweise sehr hübsch sein könnte, wenn nicht …
  4. ebendieser Strand offensichtlich mindestens seit 1844 nicht mehr von Seegras und Algen gesäubert wurde. Und …
  5. es also nur einen Grund gibt, in diesem Ort zu leben: mieses Karma!

Immerhin, es gibt einen „Lobster Shack“ der in diversen Internetforen für seine Küche euphorisch abgefeiert wird. Also hin. Das Motto des Ladens lautet „Living the Dream“. Klingt nach traumhaftem Lobster. Nun ja, was soll ich sagen? Uns begegnen 2 Mitarbeiter. Und wenn die überhaupt noch mal etwas nettes träumen wollen, müssen sie ’ne Menge illegales Zeug einwerfen.

Außerdem macht der Laden um 17 Uhr dicht. An einem Samstag! Wir schleichen durch die mit spanischen Namen aufgehübschten Straßen ins … äh … kommerzielle Zentrum. Ein Schild mit der Aufschrift „Bar & Bistro“ lockt. Es gibt nicht viele Alternativen. Also eigentlich gar keine. Wir gehen rein.

Cervantes: Saturday night fever im "Bar & Bistro" (für alle die etwas Zeit übrig haben: dies ist ein "Beate-Such-Bild")
Cervantes: Saturday night fever im „Bar & Bistro“.

Ein großer Speisesaal. Zahlreiche, nein, alle Tische zur freien Auswahl. Eine freundliche Bedienung. Fensterplatz mit Panoramablick hinüber zum lokalen Supermarkt. Über dem dann auch malerisch die Sonne untergeht. Es wird definitiv Zeit für ein Bier. Oder zwei.

Ich will nicht unfair sein! Die Prawns waren wirklich richtig gut. Außerdem konnten wir noch nie so eingehend einen Sonnenuntergang über einem Supermarkt bewundern. Sonnenuntergang am Strand kann ja jeder. Nun ja, danach gönnen wir uns noch ’ne Flasche Rotwein. Und möglicherweise wurde dieser Blogbeitrag auch ein wenig davon beeinflusst :-).

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