Am Tag als der Regen kam

Am Tag als der Regen kam

Statistisch betrachtet regnet es in Chiang Mai im Januar ein Mal. Wir geniessen das Privileg, dieses relativ seltene Ereignis selbst live und in Farbe miterleben zu duerfen. Eingerahmt wird der Regen wettertechnisch von tropischer Schwuele. Passend dazu klingt aus den Lautsprechern am Fruehstuecksbuffet zutiefst depressive klassische Musik. Ein suizides Streichorchester begleitet von todtraurigen Blaesern. Nie gehoert das Stueck. Bilder entstehen im Kopf: unter bleigrauem Himmel reitet der Koenig von Siam auf dem letzten Elefanten des Universums ueber eine menschenleere Ebene vertrockneter Reisfelder, die sich bis weit ueber den Horizont erstrecken. Ok, klingt vielleicht etwas zu dramatisch. Aber soetwas in der Art ist es halt. Ausserdem schmeckt der Kaffee furchtbar fade. Zeit, Chiang Mai zu verlassen!

Busfahrt in die alte Tempelstadt Sukhothai, gut 400 Km noerdlich von Bangkok: in dem Regen verschlammte Strassen mit Schlagloechern so gross, dass ganze LKW’s darin verschluckt werden. Steile Serpentinen, ein Bus ohne Fenster aber mit Holzbaenken, diversen Ziegen im Gang, einem dutzend Menschen auf dem Dach sitzend. Leider funktioniert die Kuehlung des Motors nicht, so dass an jeder Wasserstelle vom Busfahrer per Hand nachgefuellt wird. Statt der angekuendigten 6 Stunden sind wir ganze 2 Tage unterwegs. Und zwischendurch werden wir noch kurz von Wegelagerern um eine kleine Geldspende gebeten, die ihrem Wunsch mit vorgehaltenen Kalaschnikows dezent unterstreichen.

Alles schon mal erlebt, aber nix davon auf der heutigen Busfahrt. Absolut gar nichts! 6 Stunden Fahrt auf gut geteehrten Strassen, die Sitze sind sehr bequem, nichts passiert. Wenigstens ist die Klimaanlage auf Tiefkuehlfach-Temperatur eingestellt, so dass wir unsere Fliesspullover ueberziehen muessen.

In unserem Guest House Orchid Hibiscus angekommen, begruesst uns ueberaus freundlich der aeltere, drahtige italienische Besitzer Paolo. Um die Tempelanlage wirklich geniessen zu koennen, sollen wir morgen bei Sonnenaufgang gegen 6 Uhr auf einer Anhoehe den neuen Tag begruessen. Uns ein wenig umsehen und dann zu ihm zum Fruestueck kommen. Bei einem italienischen Inhaber hoffen wir beide auf sehr guten Kaffee.

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