Bloggen mit Aussicht

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Twyfelfontein-Lodge-Felsen
Twyfelfontein-Lodge-Felsen

Eigentlich sollte ich jetzt das Meer sehen. Den rauhen Atlantik vor der Küste von Cape Cross, das hatte ich mir gewünscht nach so viel staubiger Straße und trockenem Land. Doch es kam anders.

 

Die Fahrt aus dem Etosha-Nationalpark war ein wenig wehmütig. Nach einer wirklich blitzkalten Nacht mit angefrorener Windschutzscheibe und einem Frühstück mit heißer Milch im Müsli haben wir uns fast halbherzig die letzten Wasserlöcher auf dem Weg angesehen. Die grandiosen Höhepunkte lagen hinter uns. Ein paar Giraffen hatten sich fast wie zum Abschied an der Straße versammelt, hach ich mag diese seltsamen Langhälse. Ich habe mich persönlich verabschiedet.

 

Wehmütig mussten wir auch von den Tieren in unserem Kühlschrank Abschied nehmen. Die Veterinärkontrolle am Parkausgang wollte die leider nicht mitreisen lassen.

 

Nächstes Reiseziel: Tankstelle und Supermarkt in Korixas. Die Benzinleitung zum Tank tropft immer noch beim Betanken. Lebensmittel eingekauft. Wir ernähren uns hier ja beim selbstkochen hartnäckig von Fleisch und Baked Beans. Zumindest im Beilagenbereich sind wir jetzt wieder gut ausgestattet, Fleisch war nur gehackt oder mit fiesen Knochen in der Kühltheke zu finden. Egal. Wir haben ja noch unsere Tütensuppen.

 

Leider hört genau nach diesem gottverlassenen Nest auch die geteerte Straße auf. Egal. Das muss ja so sein. An sich ist die Straße nicht schlecht. Wir wechseln uns ab, aber Jörg fährt die meiste Zeit. Es ist anstrengender als Autobahn. Die Straße ist meist sehr hell. Unebenheiten sind nur schwer auszumachen. Die Konzentration und ich finde auch der Krach der mit dem gehoppel über die Pads einhergeht sind anstrengend.

 

Wir haben heute 300 km vor uns – das Damaraland unser Ziel. Ich weiß nur dass es um berühmte Felszeichnungen, versteinerten Wald und ein Camp mit dem Schmitz-Prädikat „basic“ gehen soll. Die Landschaft wird abwechslungsreicher. Nach viele Ebene, halbhohen Büschen und ausgebleichtem Grasland eine Wohltat fürs Auge. Endlich wieder Hügel. Gegen nachmittag werden daraus Berge. Rötliche Berge. Aber hier ist sonst nichts. Irgendwann mal ein Tyre Shop an der Straße. Ab und zu Curio-Shops. So heißen hier die Souveniranbieter. Meist nur daran zu erkennen, dass drei Wellbleche aufgestellt wurden und irgendwas von einer Leine baumelt. Wenig idyllisch alles. Keine Menschen zu sehen. Auch das ist Namibia. Karg und arm.

 

So gegen 15 Uhr, das Licht wird schon wieder abendlich rot, fällt uns ein Geräusch am Auto auf, das bisher nicht da war. Es ist der Reifen. Platt. Ziemlich platt. Tja da hilft kein Anruf beim ADAC. Wir kramen in unseren Erinnerungen der Einweisung von vor 10 Tagen und siehe da wir kriegen ihn gemeinsam gewechselt. Mit eine bisschen fluchen, aber es funktioniert. Und die Landschaft ist wirklich grandios. Hohe schroffe rote Felsen. Fast wie in Australien.

 

Wir treffen genau um 16 Uhr bei den Felszeichnungen in eben dieesen roten Felsen ein – in dem Moment wo der Laden schließt. Und ohne Guide keine Felszeichnungen. Also auf zum Basic-Camp und die Sonne untergehen sehen. Danach sollte man sich nicht mehr auf der Straße mit dem Auto rumtreiben. Steht in jedem Reiseführer und ich bin mir sicher, auch deshalb weil wir niemals mit der totalen Finsternis hier draußen umgehen könnten.

 

Das Camp liegt idyllisch auf einer Ebene unter einem dreieckigen roten Berg. Ich lache über die rustikale Toilette – und die Dusche mit Bollerofen. Frisch geduscht sehen wir die Sonne untergehen. Unser kaputter Reifen wird repariert und wir essen ein 3-Gänge Menü zu Abend. Als Belohnung. Die Nacht ist verhältnismäßig mild und der Sternenhimmel vor Mondaufgang der Hammer. Man sieht eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang deutlich die Milchstraße.

 

Beim Zähne putzen am nächsten morgen stört mich ein Schmitzsches „Scheiße, Scheiße, Scheiße“. Der vordere linke Reifen verliert Luft. Die Jungs vom Camp sind wieder hilfreich und Pumpen mit einer Fahrradpumpe Luft nach. Geben uns aber doch den Rat doch mal zur Country Lodge zu fahren. Die hätten da eine Werkstatt. Ich bekomme den Auftrag – Jörg wandert zu den 6000 Jahre alten Felszeichnungen.

 

Nach einmal fragen lande ich sicher in der Werkstatt. Erzähle was los ist. Sie bescheinigen mir als allererstes den absoluten Heldentod unseres gestern geflickten Reifens. Der sei hin. Checken dann den nachlassenden Reifen vorne links und finden heraus dass die Felge dort irgendwie den Schlauch nervt. Und er deshalb undicht ist. Ich sehe auf jedenfall auch die Wasserblasen und verstehe, dass man aus dem kaputten Reifen von gestern die Felge für diesen Reifen nimmt. Dann tuts der wieder. Die Felge wird gerichtet und bekommt einen neuen Reifen und das Ersatzrad wird wieder Ersatzrad. Gemacht getan. Dauert nur so zwei Stunden. Die Leute sind nett. Nebenan ist die Wäscherei der Lodge und lustige Vögel gibts hier auch. Irgendwann taucht sogar Jörg auf – die Jungs von der Lodge hatten ihn beim wandern in Richtung Werkstatt aufgegabelt.

 

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und wir hätten heute weitere 300 km auf zweifelhaften Pisten vor uns gehabt. Beim Fragen nach dem Workshop hatte ich schon die Idee ob es nicht schlauer wäre die eine bezahlte Nacht in Cape Cross am Meer sausen zu lassen und dafür lieber einen lazy day noch hier in dieser hübschen Landschaft zu verbringen. Jörg musst ich nicht besonders lange überzeugen. Wir haben hier in der Lodge eingechecked. Die waschen unsere Wäsche und wir schlafen heute nacht in richtigen Betten. Und wirklich überzeugt hat uns glaube ich die Aussicht die man hier von der Bar hat. So habe ich noch nie gebloggt. Freier Blick auf die Ebene mit hellblondem Gras und vereinzelten Büschen. Drumrum rötliche Berge und riesige Felsen auf denen Klippschliefer herumturnen. Und das einzige Geräusch ist meine Tipperei.

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