Touristisch vegetieren.
Cloud Forest und Leute kucken
Ein ganz normaler Morgen in Singapur? Ja und nein. Wir schlafen aus, weil sonst halten wir nicht bis abends durch. Und abends ist wirklich die noch schönere Zeit. Weil wer mich kennt, ich bin eher eine Eule und fange keine Würmer.
Heute morgen wird die Zeit genutzt um wichtige weitere Schritte zu planen, nämlich die Weiterreise am Montag auf die Ferieninsel der Singapur-People – Bintan. Jörg erledigt das dankenswerter Weise, während ich vermutlich Wäsche wasche oder am Handy spiele und verschlafen kucke. Da wir kein Müsli mehr haben, gibt es kein Frühstück, was uns um 11.30 h dann auch schon auf die Straße treibt, genau drei Häuser weiter, ist ein sehr chicer, Kaffee-Nerd-Laden. Dort fröhnen wir dem Chai-Latte. Ist grad irgendwie das angesagtere Getränk.
Während des Frühstücks checke ich meine Mails, und stelle fest, dass die Buchung der Fähre irgendwie nicht ganz so geklappt hat wie wir uns das vorgestellt hatten. Pläne haben wir für heute zwar nur ganz vage, aber schon heute auf die Insel wollten wir definitiv nicht, sondern erst am Montag.
Ein kurzer Check der krampfigen Website und der Buchungsdaten ergibt, dass wir das keinesfalls so ohne weiteres online geregelt kriegen, deshalb beschließen wir wie so Boomer, doch gleich zum Fährhafen zu fahren und vor Ort eine Lösung finden zu lassen.
Und ja. Das hat geklappt. Und zwar schnell. Zwar nicht ganz kostenlos, aber kurz, schmerzlos und rechtzeitig. Man hatte sogar schon mit dem Check-In für unsere Fahrt begonnen.
Der oben erwähnte vage Plan für heute sah vor, dass wir uns den Cloud Forest anschauen, eine der Attraktionen des Areals rund um die Bayfront und des Garden by the Bay Areals.
Das Gewächshaus, oder auch der „dome“ ist imposant
- Es ist so groß wie 1,5 normale Fußballfelder
- Die Hauptattraktion ist ein 35 m hoher Indoor-Wasserfall
- Die Temperatur im Nebelwald reicht von 23°C bis 25°C
- Es herrscht eine Luftfeuchtigkeit von 80 % – 90 %
Wir verkraften den Temperatursturz blendend, denn eigentlich ist es da drin halt klimatisiert, aber die Feuchtigkeit bleibt. Schon krass – und das alles vermutlich nur um Nebel sehen zu können, der alle paar Stunden über ein Leitungssystem künstlich eingeblasen ist. Aber bei allen Umweltbedenken die man über den Stromverbrauch hier den ganzen Tag haben kann, wir sind begeistert.
Der ebenfalls 35 Meter hohe, bergartige Aufbau für den Wasserfall ist über und über mit den verschiedensten Pflanzen bewuchert. Grünblättrige und blühende Pflanzen. Solche die man kennt und daheim hegt und pflegt, wie meine geliebte Forellenbegonie. Und auch jede Menge mir nicht bekannte Gewächse mit Riesenblättern und skurril aussehenden Blüten. Bin mir zwar nicht ganz sicher ob Forellenbegonie und die gemeine Fuchsie ursprünglich aus dem Nebelwald kommen, will es aber auch nicht anzweifeln. Dazu finden wir das alles viel zu schön und genießen das Waldbaden inmitten der Großstadt ausgiebig.
Singapur gilt als grüne Metropole und Vorreiter in der nachhaltigen Stadtplanung.
Wir haben auf unseren Spaziergängen viele Hochhäuser mit Fassadenbegrünungen gesehen. Immer wieder werden die Hochhäuser und Bebauungen durch kleine Parks und Grünanlagen unterbrochen und ergänzt. Gießen muss hier wohl keiner, so wie bei uns im Sommer, da es das ganze Jahr über immer wieder ausgiebig regnet und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Hier wäre man gerne Pflanze.
Wir sind mindestens so entspannt wie die meisten Pflanzen. Wir ruhen uns am Seerosenteich aus, trinken Kaffee bei Starbucks und kucken Leute. Es ist einiges los am Wochenende. Wo die Einheimischen anfangen und die Touristen aufhören ist schwer auszumachen. Aber die Weihnachtsbeleuchtung in den Gärten ist sicher auch für Einwohner für einen Wochenendausflug interessant.
Wir genießen es ausgiebig viel Zeit zu haben und einfach mal Leute zu kucken und gar nix zu machen. Wie so ne Pflanze halt. Macht man eh viel zu selten.