Shopping, Kuhdichte und Oasen

Shopping, Kuhdichte und Oasen

 

Nach der ersten Nacht in unserer Luxusherberge haben wir noch nicht die optimale Klimaanlagen-Ventilator – Einstellung gefunden. Die Herberge ist immer noch hübsch. Die Verpflegung aber wirklich nicht ihrer würdig. Aber wir müssen ja nicht. Gibt ja bei Tageslicht besehen tatsächlich noch Alternativen.

Los gings heute morgen mit dem ultimativen Shopping-Experiment. Wir haben uns bei einem empfohlenen Seiden-Schneider eingekauft. Ihr dürft also gespannt sein. Da wir dazu an das andere Ende der Stadt verbracht wurden, haben wir die Gelegenheit genutzt die etwas entfernteren Ghats zu erkunden. Bei gleißender Mittagssonne eine mittelgute Idee. Ich schwächle ein wenig angesichts der Müllmassen die mit fettem Wasserstrahl zwecks der Säuberung in den Ganges gespült werden. Bei Helligkeit – und nicht im romantisierenden Abendlicht – besehen, könnte der durchschnittliche Mitteleuropäer schon hin und wieder einfach nur davonlaufen wollen. Nur wohin? So einfach ist das hier nicht. Beim Versuch wieder zur „Straße“ zurückzufinden gehen wir durch viele enge Gassen. Wir kommen vorbei an Holzträgern, die das Scheiterhaufen Holz zu den Verbrennungsplätzen bringen. Hinter ihnen dann die Träger mit den Verstorbenen. Keine Sorge. Das wird bald zur Selbstverständlichkeit. Sie sind auch ordentlich verpackt in bunte Tücher und Goldfolien. Mit bunten Blumenschnüren sind sie auf Tragen aus Ästen drapiert. 10 bis 12 weißgekleidete Männer tragen sie zum Flußufer. Wo je nach Inhalt der Verpackung entschieden wird ob beim Verbrennungsplatz abgelegt wird – oder nur in den Fluß gelegt. Kleine Kinder und junge Frauen werden nicht verbrannt. Das klingt jetzt alles ein wenig unernst. Ich will es nicht am Respekt fehlen lassen – aber mir fehlt etwas der Zugang dazu. Und für die Einheimischen hier scheint das kein großes Ding zu sein. So sehr sie zetern und schimpfen wenn einer dem anderen die vermeintliche Vorfahrt nimmt – so ruhig und regungslos werden die Verbrennungszeremonien begleitet. Kein Weinen. Kein Klagen. Nichts.

Um das (w)irre Treiben herum sind jede Menge Schlepper unterwegs, die einem alles mögliche erklären und anbieten. Aussichtsplätze zum Beispiel. Auch Aussichtsplätze wo man erstmal über eine Kuh steigen muss. Ja, auch das krieg ich hin. Als er dann aber Geld will, was wir uns schon fast dachten, und bei Verweigerung von Barem uns den Respekt abspricht, hab ich erstmal keine Lust mehr. Ist auch viel zu warm und zu hell. Wir begeben uns weiter auf den Weg Richtung Straße.

Auf dem langen Marsch (ha was für eine Anspielung) beschließe ich die Gassen in „Kuhbreite“ zu klassifizieren. Die engsten sind so breit wie zwei Kühe. Also an einer Kuh kommt man bequem vorbei. Diese Gässchen führen immer wieder um die nächste Ecke. Endlos wie mir scheint. Aber abwechslungsreich. Jede Menge Tretminen, Müllhäufchen und -haufen, Wasserlachen. Dann kommt die nächste Breite. 2 Kühe und notfalls ein Moped. Die Mopeds nerven, da sie ohne Hupen in den engen Gassen nicht funktionieren. Aber wir beschließen ihnen zu folgen. Weil irgendwo müssen die ja her kommen.

Wir kommen durch Gassen mit Geschäften aller Art. Vom Hühnerverkauf, über Essensstände aller Art, Textilien, Kekse, Friseure und Gemüse gibt es hier alles. Wenn man die Nase nicht gerade in den frischen Kuhdung steckt riecht es auch eher nach Gewürzen und Rauch. Hunger und Durst hätten wir auch langsam. An der Straße angelangt – schnappen wir uns die nächste Fahrradrikscha. Der Mann muss sein Geld (wir haben nicht wirklich gefeilscht) schon ein wenig hart verdienen. Es gibt hier sogar leichte Steigungen.

Ziel seiner Strapazen ist unser Ort für die Mittagspause. Eine Lonely Planet Empfehlung. Ein Café das auch Pizzeria kann – und am Ufer des Ganges unter einem kleinen Pflanzenwald wirklich lauschige Atmosphäre und leckere indische Küche bietet. Vielleicht probiere ich die Tage auch noch Pizza – mal sehen ;-) Ihr seht so ein Tag kann ganz schön pickepacke voll sein. Und wir haben an dieser Stelle erst halb vier oder so. Deshalb haben wir uns dann auch erstmal erholt. Im ventilierten dunklen Hotelzimmer. Und jetzt auf dem Balkon eines Free-Wifi-Cafés in dem wir ab morgen frühstücken werden. Denn hier gibts Müsli. Selbstverständlich erst nachdem wir um 5.30 h ein Boot bestiegen haben um den Ganges entlang zu schippern. Stay tuned…

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lös das Captcha! *