Früher Wurm fängt den Vogel … oder so

Früher Wurm fängt den Vogel … oder so

Wir sind hier ja bekanntlich in Urlaub. Ideale Voraussetzungen also, um mit der Idee um 5 Uhr früh aufzustehen für allgemeine Begeisterung zu sorgen. Doch Beate willigt ein. Schließlich steht Romantik auf dem Programm: Auf dem heiligen Ganges mit einem Ruderboot in den Sonnenaufgang gleiten.

Unser Hotel liegt tatsächlich nur einen Steinwurf vom hier rund 500 m breiten und den Temperaturen entsprechend angemessen träge vor sich hinfließenden Ganges. Kaum aus dem Hotel in die Dunkelheit getreten, erhalten wir auch schon das erste Angebot für eine Bootsfahrt.

Knapp 6 € für 2 Stunden. Wir sind beide für spaßige Verhandlungen noch zu müde. Also hey … Langsam werden wir beide zu unserer linken Seite an dem stufigen Ufer, den Ghats, entlang gerudert. Außer uns scheint kaum ein Mensch unterwegs zu sein. Etwas diesig ist es noch, angenehm frisch und vor allem ungewöhnlich ruhig. Zu unserer rechten deutet sich im Dunst über einer Sandbank der Sonnenaufgang an.

Unser Hotel (http://www.palaceonganges.com/) liegt im Süden der Stadt. Die meisten Unterkünfte sind jedoch mittig bzw. im Norden. Und so kommt uns nach einer 1/2 Stunde eine kleine Armada an Ruderbooten entgegen. Einzelne Paare wie wir, vor allem aber vollgepackte Boote mit Pauschaltouris, insbesondere Japanern. Dazu gesellen sich noch vereinzelte Händlerböötchen, die Opfergaben wie Blumengeflechte und schwimmende Kerzengestecke anbieten. Zum Glück reicht ein einfaches „no“, um sie fernzuhalten.

Genauso schnell wie die Sonne aufgeht, wird es auch an den Ghats lebendiger. Abgesehen von den eh rund um die Uhr laufenden Verbrennungszeremonieen hocken Priester meditierend am Ufer. Kinder halten Sprungwettbewerbe ab. Hunde dämmern noch auf den Stufen vor sich hin.

Frauen baden mit ihren Saris komplett bekleidet im Fluss. Während den Herren meist die Unterhose als Bekleidungsstück reicht. Offensichtlich ist dabei rosa die Farbe der Saison. Beate meint, sie habe in ihrem Leben noch nicht so viel rosa Unterhosen gesehen wie hier in ein paar Minuten. Als guter Ehemann biete ich ihr natürlich an, mir ein dutzend in diese Farbe zu kaufen. Das lehnt sie dankend ab.

Neben der Morgentoilette im Fluß vollziehen auch einige rituelle Reinigungen. Ein Bad im Ganges soll alle Sünden hinweg spülen. So gesehen würde es möglicherweise ganz sinnvoll sein, wenn ich da mal ein paar Stunden – Beate meint eher Tage – darin bade.

Ein Bad im Ganges mag die Seele reinigen. Doch den Körper kontaminiert es. Das liegt nur zu einem geringen Prozentsatz an den im Fluss treibenden Leichen und Tierkadavern. Es liegt viel mehr an den Industrieanlagen, die ungefiltert ihren Scheiß im Ganges entsorgen.

Kurz vor unserem Urlaub sahen wir zufällig darüber einen TV-Beitrag (übrigens, Danke Paps für den Hinweis). Die Fische sind wohl so voller Schwermetalle, dass schon der Verzehr eines einzelnen zu üblen Magen-Darm-Erkrankungen führen kann. Und das bei Einheimischen! Deren Mägen sind nun wirklich einiges gewohnt. Also, wir bleiben (im Urlaub) vegetarisch.

Nach zwei Stunden landen wir wieder an unserem Ausgangspunkt. Nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt liegt ein sehr nettes Lokal mit Müsli und Wlan im Angebot. Also hin, um einen frühen Morgen voller intensiver Eindrücke abzurunden.

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