
Erster Advent in bunt.
Besinnlich war die Stimmung am Abend vor dem ersten Advent nur bedingt. Nur Jörgs Gepäck hatte Delhi verlassen. Mein identisch aussehender Roll-Koffer-See-Sack-Dings, nur ein klitzekleines bisschen schwerer, hat es leider nicht nach Singapur geschafft. Immerhin, als Entschädigung gab es von der Airline rund 100 Euro cash auf die Hand. Doch es war auch die Stunde des Triumphes für mein kleines „ich-will-auf-alles-vorbereitet-sein-Ich“, das im Hause Schmitz gerne milde belächelt wird, denn ich hatte in weiser Voraussicht im Handgepäck Extraklamotten mit.
Die Nacht war ok in unserem Stockbett. Es war jetlagbedingt gut 11.30 h als wir in die sehr helle Dampfsauna vor die Tür getreten sind.
In Singapurs erstem 2D-Café, das wir vor allem wegen des zweiten Wortteils angesteuert hatten, hab ich mein Outfit aus dem Handgepäck zum zweiten Mal gefeiert. Es war zufällig schwarzweiss, genau wie das Interior des Cafés. Instagirls in ihren 50ern feiern das ;-)
Dann wurde es bunter. Der benachbarte Hindutempel, die kleinen bunt bemalten Reihenhäuschen im Kolonialstil und sämtliche Weihnachtsdeko gaben alles. Im Hindutempel schallte dann auch pünktlich zum ersten Advent ein sanftes „I’m dreaming of a white Christmas“ durch die Sauna-Luft.

Wie wohnen hier mitten in Chinatown. Nicht nur Billig-Kaufhäuser sondern auch jede Menge Lokale und Hawker (muss man sich ungefähr wie Markthallen mit vielen kleinen Essensläden vorstellen) laden hier zum Bummeln und Durchfuttern ein. Nachdem ich mir als erstes von meinem Entschädigungsgeld des Carriers eine Basecap zur Beschattung geleistet hatte, gings auch schon auf Richtung Sterne-Küche. Bis letztes Jahr hatte hier wohl einer der Essenstände tatsächlich einen Michelin-Stern. Wir hofften einfach, dass diese Auszeichnung auch auf alle anderen Foodstalls abgefärbt hat, da der heute geschlossen hatte.
Wie haben lecker gegessen und Tee getrunken. Jörg hat sich während ich Getränke besorgt habe schon mal mit einer chinesischen Rentnergang angefreundet, die sich hier seit Jahren jeden Sonntag trifft. Einer der älteren Herren fand uns besonders nett. Er hat uns viel erzählt, ich habe versucht mir so wenig wie möglich anmerken zu lassen, dass wir nur 10 Prozent seiner Storys ansatzweise nachvollziehen konnten. Wer mich kennt, weiß wie ich gelitten habe :-)

Gestärkt geht es Richtung xxx Bay. Vorbei an einem chinesischen Tempel, den wir uns für heute abend aufsparen. Wir lassen uns treiben und schlendern Richtung xxx Quay. Entdecken da, dass der Riverwalk sehr sehr schön ist. So schön, dass wir uns dort am Fluss auf eine Bank setzen und inmitten von tiktokendem Bollywood-Jungvolk die langsam angehenden Beleuchtungen ansehen.
Der besondere Reiz von Singapur und unserer entsteht vor allem, weil sich wunderschöne alte Gebäude und Brücken aus den Tagen der diversen Singapur-Erfindern mit den neuen glänzenden Hochbauten des asiatischen Big-Moneys mischen. Die Diskussionen in Deutschland mag man sich nicht wirklich vorstellen.

Wir beschließen uns für den Heimweg in einem der Lokale an der Riverfront zu stärken. Googles Bestbewertung gewinnt. Wir stellen fest, dass das hier maximal die Bewertung von Westlern sein dürfte. Food war lecker. Aber hier essen fast ausschließlich westlich aussehende Touris.
Jetzt ist es 22:13 vielleicht ist mein Gepäck ja schon am Flughafen. Wo es mich wiedertreffen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Ich bleibe gespannt.
