Kal-Feng-Shui: tief im asiatischen Zeit-Raum-Gefüge

Kal-Feng-Shui: tief im asiatischen Zeit-Raum-Gefüge

Teil 1: die Zeit

Das Hindi-Wort „kal“ ist im Grunde eine linguistische Variante von Einsteins Feststellung, dass die Zeit relativ ist. Kal umfasst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles ist eins, in jedem einzelnen Moment steckt die gesamte Ewigkeit.

Diese indische Einstellung zur Zeit erklärt, warum auf dem Subkontinent „Pünktlichkeit“ zuweilen derart leger gehandhabt wird, dass selbst die entspanntesten Südeuropäer Puls Richtung Herzinfarkt bekommen.

All das muss man wohl wissen, um eine Vorstellung unserer derzeitigen Situation zu erhalten. Denn wir sind mit Air India über Delhi nach Singapur geflogen. Bedauerlicherweise schaffte Beates Koffer es nicht aus Dehli weiter nach Singapur.

Vielleicht hauchte er angesichts der in Delhi herrschenden extremen Luftverschmutzung  einfach sein Leben aus. Vielleicht ist es auch irgend so ein Koffer-Karma-Ding. Wir wissen es nicht.

Was wir aber wissen ist, dass auch Air India nichts über den aktuellen Aufenthaltsort von Beates Koffer weiß. Verloren in Zeit und Raum?

Wir könnten an diesem Punkt diverse metaphysische Überlegungen erörtern, sind das Ganze aber praktisch angegangen. Also am  Lost & Found am Flughafen eine Meldung gemacht, eine Kontakt-Email und eine ebensolche -WhatsApp erhalten und damit sollte ja alles seinen Weg gehen, sprich, der verlorene Koffer sollte uns am nächsten Tag ins Hotel gebracht werden.

Sollte …

Alle, die Indien ein wenig näher kennen,  werden angesichts des folgenden Umstandes ebenso milde wie wissend lächeln. Möglicherweise funktioniert die Kontakt-Email und die WhatsApp in einem anderen Kal umfassenden Zeitraum. Aktuell funktionieren sie jedoch nicht.

Immerhin, die Telefon Hotline scheint im Hier und Jetzt ankommen zu sein, denn netterweise meldete sich dort jemand am anderen der Leitung.

Für einen kurzen Augenblick durchflutete uns ein Hauch von  Hoffnung. Long story short: wo Beates Koffer ist, lässt sich leider nicht feststellen.

Teil 2: der Raum

Um diesen unglücklichen Umstand noch mit einer Prise Verwirrung zu würzen, sind wir heute aus unserem Backpacker-Kapsel-Hotel in Chinatown ins (relativ) dezent gediegenere Marina Bay Sands Hotel gewechselt.

Die Baukosten dieser Herberge beliefen sich laut Wikipedia auf schlappe 4,5 Milliarden (Milliarden, nicht Millionen!) Euro. Die Architektur und Ausstattung –  inklusive eines sich in rund 200 m Höhe befindenden und knapp 150 m langen Infinity Pools – wurde von diversen Feng Shui Meistern abgesegnet.

Das chinesische Feng Shui Konzept bedeutet ja kurz gesagt, dass nicht die Eltern, man selbst oder sonst jemand am persönlichen Unglück schuld ist, sondern die Architektur und/oder die Möbel.

Nun mag unsere geneigte Leserschaft von Feng Shui halten, was immer sie will. Tatsache ist, dass die Bude für unsere nächsten 2 Übernachtungen bis zu 1 Mrd Euro Gewinn (!) pro Jahr erwirtschaftet.

Die Meister haben also einen meisterhaften Job hingelegt. Zumal die eingegliederte Shopping Mall selbst die edelsten in Dubai wie eine Billigversion von Kaufland aussehen lässt.

Dazu finden noch 2.200 Gäste Platz im hauseigenen Musical Theater (aktuell mit dem Phantom der Oper) und ein futuristisches ArtScience Museum lädt zum Blick in die Zukunft ein.

Und jetzt?

Da die Zukunft von Beates Koffer noch unbestimmt erscheint, hat sie sicherheitshalber ein paar Klamotten erworben. Wir wissen nicht, was das Kal-Feng-Shui-Gefüge noch alles für uns bereit hält, aber wir halten euch auf dem Laufenden.

2 Replies to “Kal-Feng-Shui: tief im asiatischen Zeit-Raum-Gefüge”

  1. Hallo ihr Lieben- Aufregung pur – würde ich da nur sagen- bin gespannt ob sich der Koffer auffindet – vielleicht hat es das Karma auch gut gemeint- mal so richtig shoppen
    gehen zu dürfen- und das in Singapur

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