Bäume und Bondage

Bäume und Bondage

Wir beantworten in diesem Blog ja auch immer wieder mal die wirklich dringenden Fragen des Lebens. So seid ihr heute früh möglicherweise mit der Frage im Kopf aufgewacht: Wer war eigentlich noch mal der europäische Baum des Jahres 2015 und wo steht er? Da helfen wir sehr gerne.

Nun, es ist eine Eiche. Genauer eine über 150 Jahre alte Eiche, die auf dem Fußballplatz in dem kleinen Örtchen Orissaare auf der Insel Saareemaa steht (s. Titelbild). Dem einen oder andere mag dies seltsam oder sogar bizarr erscheinen.

Ich persönlich empfinde die Eiche, die etwa 25 m leicht halblinks versetzt vor einem Tor steht, als taktische Herausforderung. Den Ball einfach mal hoch und weit nach vorne prügeln ist nicht. Gepflegtes Flachpass-Spiel ist hier angesagt. Und wie ist in der Verteidigung die Raumaufteilung bei einer 4er-Kette mit Baum? Ist da nicht eine 3er-Kette die bessere Wahl? Ich werde mich die Tage mal vertrauensvoll an die Taktik-Kolummne von 11 Freunde wenden.

Nadelwälder … Nadelwälder … Nadelwälder …

Das bemerkenswerte an dieser Eiche ist nicht nur der Ort an dem sie steht, sondern, dass es sie überhaupt gibt. Denn im Wesentlichen kommen hier Freunde, Fans und Liebhaber der sehr ausgedehnten Nadelwälder auf ihre Kosten.

Nun ist der Wald an sich seit Jahrhunderten ja ein Sehnsuchtsgebiet der Deutschen. Aus ihm möge Sinn kommen, Erbauung. In ihn herein trägt der Wanderer das Bedürfnis nach Kontemplation, Ruhe und vielleicht auch Einsamkeit.

Weil uns vor der Reise klar war, dass landschaftlich das Thema Wald eine zwar wenig abwechslungsreiche aber bedeutende Rolle einnehmen würde, kaufte ich vorab das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben.

Und tatsächlich lernt man eine ganze Menge in diesem bemerkenswert gut geschriebenen Buch (das meine ich ernst!). Zum Beispiel über Fotosynthese und darüber, dass auch Bäume schwitzen können und welche Folgen das hat.

Wohlleben zeichnet das Bild eines sozialen Systems, in dem zwar einerseits das Recht des Stärkeren gilt, andererseits aber der Schwächere niemals allein gelassen, sondern aufgefangen und mitgetragen wird. Kurz gesagt: Bäume kommunizieren miteinander, lieben sich, erziehen sich und helfen sich, wenn Not am Stamm ist, gegenseitig mit Mahlzeiten aus.

Die Lektüre dieses Buches mag meine Sinne für Bäume erweitert und meinen Blick geschärft haben. Denn heute entdeckte ich rein zufällig eine Art am Wegesrand, die mir so noch nicht geläufig war. Möglicherweise handelt es sich dabei sogar um ein weltweit einmaliges Exemplar. Beate und ich nennen es den Zebra-Baum …

Haben wir da etwa eine neue Baumart entdeckt?

Doch die Natur bietet in Estland anscheinend noch weitere Kuriositäten. Darauf deutet zumindest dieses Straßenschild hin …

In unserem letztjährigen Urlaubsblog aus Australien erwähnten wir möglicherweise an der einen oder anderen Stelle, wie schmackhaft Känguru ist. Und das die Viecher sich ziemlich unkooperativ verhalten, hüpfen sie doch blöderweise gerne mal gegen Kühlergrills vorbeifahrender Autos statt direkt auf einen Grill. Vielleicht ist das in Estland ja anders.

Anders ist auf jeden Fall der Nationalsport der Esten. Es ist eine Spielart von Bondage an einer Liebesschaukel und nennt sich Kikking.

Man – im heutigen Fall ich – steht an Händen und Füßen fixiert auf einer Schaukel und muss eine 360-Grad-Drehung hinbekommen. Natürlich würde ich an dieser Stelle gerne ausführen, wie unfassbar geil das ist. Doch offen gesagt habe ich kurz vor dem Überschlag gekniffen. Vielleicht weil ich mir im allerletzten Moment eine der dringenden Fragen des Lebens gestellt habe: Muss ich den Scheiß jetzt wirklich auch noch machen?

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lös das Captcha! *