Die Seele baumeln lassen unterm Bodhi-Baum

Die Seele baumeln lassen unterm Bodhi-Baum

Frühstück in unserem kleinen, auf der Website http://www.hotelvishalinternational.com/ wesentlich schmucker als in Realität wirkenden Unterkunft. Der Ventilator über uns bläst sogar fast den Toast vom Teller. Wir beschließen, heute das eine oder andere Kloster aufzusuchen.

Gleich gegenüber unserer Unterkunft ist ein Thai Tempel, mit seinen elegant geschwungenen Dachbögen. Ein ebenso alter wie schmächtiger und in safrangelb gekleideter Mönch kommt auf mich zu, bindet mir ein gelbes Armbändchen um die rechte Hand, murmelt eine ganze Weile vor sich hin und nach einer Minute strahlt er mich mit den Worten “ happy for the rest of your life“ an. Er wiederholt diese Prozedur bei Beate, wählt bei ihr aber die sehr kurze Kurzversion des Gemurmels. Gut, auch Mönche setzen klare Prioritäten.

Danach geht es ein paar Schritte weiter in den chinesischen Tempel. Ein wahres Schmuckstück für Liebhaber von DDR-Platte. Immerhin zeichnen sich die Abbildungen der Buddhafiguren durch markante Augenbrauen aus, gegen die die von Theo Waigel in die Kategorie „Netter Versuch“ gehören.

Vor der Mittagspause folgt noch das tibetanische Kloster. Es als „bunt“ zu bezeichnen ist reines Understatement. Vor jedem der Klostereingänge hocken jeweils ein paar alte, ausgemergelte Bettlerinnen und hoffen auf ein paar Rupien … meist vergeblich. Wir geben 10 Rupien (=15 Cent). Es mag Karmapluspunkte geben, aber vor allem strahlen ihre zuvor sehr müde wirkenden Augen für einen langen Augenblick.

Nach einer längeren Siesta machen wir uns am Nachmittag wieder Richtung Bodhi-Baum Tempel auf. Dort, wo Buddha erleuchtet worden sein soll. Für einige Einheimische sind wir ein beliebtes Fotomotiv. Immer wieder werden wir freundlich gefragt, ob wir nicht mit aufs Familienfoto wollen. Mal mit Beate alleine. Mal mit mir alleine. Mal mit uns beiden zusammen. Mal alleine mit Ehefrau oder Tochter oder … Das kennen wir noch von früheren Reisen nach Indien. Wir sind sicher in mehr indischen Familienalben vertreten, als unsere eigenen Familien Fotos von uns haben.

Eine Inderin hockt sich neben Beate um ihr Englisch ein wenig zu praktizieren. Und wie im finstersten Klischee rennt hier auch noch ein Jesus-Verschnitt gedankenverloren rum. Der eine oder andere Mönch spricht mich an (Frauen anzusprechen schickt sich für Mönche nicht). Einer erzählt, er sei von Tibet bis hierhin zu Fuß gepilgert. Ein Gekko schnappt sich auf dem Kopf einer Buddha-Statue ein kleines Insekt-Häppchen. Wir lauschen den Gebeten, Beate kriegt dabei Gänsehaut. Ein guter Ort, um die Seele baumeln zu lassen.

Auf dem Rückweg zur Unterkunft stoßen wir zufällig in die Eröffnung eines kleinen Restaurants. 3 Mönche segnen kurz das Restaurant. Vom Eigentümer werden wir sehr herzlich zum Essen eingeladen. Das Zeug ist einfach richtig gut. „Die können was“ meint Beate. Eine Bezahlung lehnt der Besitzer nachher ab. Wir versprechen, morgen auf jeden Fall wieder zu kommen.

 

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