In der Daemmerung der Glueckseligkeit

In der Daemmerung der Glueckseligkeit

Da haben wir uns gestern wohl zu weit aus dem Fenster gelehnt. Von wegen ruhige Busfahrt. Nix passiert. Alles easy. Keine Abenteuer. Heute morgen: Aufstehen um 5.30 Uhr, um den Sonnenaufgang ueber der alten Tempelstadt Sukhothai zu erleben. Sukhothai bedeutet „Daemmerung der Glueckseligkeit“ – reine Poesie.

Sonnenaufgang ist heute nicht, das wird beim Oeffnen der Hoteltuere klar. Geregnet hat es die Nacht und der Himmel praesentiert sich dunkel und wolkenverhangen. Egal, gleich rauf aufs gelbe Moped und in Richtung eines kleinen Huegels mit Buddhastatue fahren.

Nach ein paar Km eiert das Hinterrad. Luft raus … wir haben einen Platten. In der nun aufziehenden Daemmerung haben wir tatsaechlich Glueck. Schnell finden wir einen aelteren Einheimischen, der den Reifen flickt. Seine Werkstatt ist der Vorhof seines Holzhauses: ein paar Enten, eine Feuerstelle, etwas Muell und ein kleines rumliegendes Floss (warum auch immer) schmuecken den Vorhof.

Nach seinem ersten Versuch den Reifen zu flicken kommen wir nur ein paar hundert Meter weit. Wieder ist die Luft raus. Also zurueck. Sein zweiter Versuch verlaeuft aehnlich erfolgreich. Also wieder zurueck. Beim dritten Versuch wechselt er schliesslich den ganzen Schlauch aus. Etwas Unwucht ist noch im Reifen. Aber von nun ab rollt das Moped zuverlaessig durch die Ruinenstadt.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Sukhothai kommt nicht an Bagan in Myanmar und schon gar nicht an Angkor in Kambodscha ran. Viel weniger und kleinere Tempel, so gut wie keine Fassaden und Aussendekorationen. Meist steht nur noch der dunkelrote Ziegelsteinkern der Tempel. Aber die Anlage ist ueberaus gepflegt. Und vor allem: kaum besucht. Zu den wenigen Touris gesellt sich noch eine groessere Reisegruppe junger Moenche, die sich nur aeusserlich von uns unterscheiden. Denn auch sie fotografieren aus allen Lagen.

Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt von einem Koenig namens … tja … also … na, ist auch egal, gegruendet und gilt als Wiege der Thais. Dementsprechend thront eine grosse Statue des Koenigs in der Stadt. So wie es in Deutschland auch die eine oder andere Konrad Adenauer Statue gibt. Nur liegen vor denen gewoehnlich keine zweidutzend gekochte Eier, ebensoviele Mandarinen, fuenf Kokusnuesse, diverse Blumen sowie unzaehlige Raeucherstaebchen als Opfergaben. Ich habe mir fest vorgenommen, vor der naechsten Adenauer-Statue ebenfalls zu opfern. Mal sehen wie lange es dauert, bevor ich eingewiesen werde :-).

Richtig ruhig geht es in den Aussenbezirken zu. Der gruene Dschungel drum herum, die extreme Feuchtigkeit in der Luft, der Zerfall der Ruinen und verdorrte Blumenopfer ergeben den fuer die Tropen so typischen morbiden Charme. Wir geniessen das.

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