„It will take a little time“

„It will take a little time“

Die Sonne strahlt, es ist angenehm warm (ja, euer Neid ist berechtigt *g) unsere Mägen bereiten keine Probleme mehr. Ein entspannter Sonntag. Dem Kellner beim Frühstück erzählen wir begeistert von unserem gestrigen Insel-Palastbesuch. Er versucht uns ein paar Brocken Hindi beizubringen, was am von einer indischen Großfamilie vollbesetzten Nachbartisch für eine gewisse Erheiterung sorgt.

Nach all diesen frühmorgendlichen Anstrengungen gönnt sich Beate erst mal eine Massage. Den Masseur habe ich vorgestern bereits selber genossen. Er arbeitete mal 4 Jahre in Holland für einen universumsweit unglaublich berühmten Guru – den ich nicht kenne. Außerdem berichtete er davon, gleich 6x ohne Visum von dort nach Deutschland, genauer nach Düsseldorf, mit dem Auto gefahren zu sein. Bald stellt sich heraus, dass er nicht nur kein Visum, sondern auch keinen Führerschein besaß.

Neben Visum und Führerschein fehlte ihm bei seinen Ausflügen auch unsere nicht vorhandene Hupkultur. Denn Inder hupen im Straßenverkehr – wie bereits berichtet- ständig, immer und überall. Einfach so, weil sie es können. Übrigens: @Marco hat – angeregt durch einen Beate-Blog übers Hupen – tatsächlich bei Audi nachgefragt, ob für den indischen Markt identische Hupen wie in Deutschland Verwendung fänden. Die Antwort lautete: Nein! Es sind Spezialanfertigungen, denn in Indien wäre eine gute deutsche Autohupe nach nur 2 Wochen (!!!) verschlissen. Außerdem seien sie viel zu leise. Vielen herzlichem Dank für die Info! Also, für alle Freunde mit einem klitzekleinen Hupkonzert-Fetisch … kommt nach Indien.

Dann doch noch Aktivitäten. Am morgigen Montag wollen wir in die Wüstenstadt Jaisalmer inkl. Kamelritt und Übernachten in der Wüste. Danach runter an Goas Strände, um dort ein paar Tage kontemplativ abzuhängen. Also, Flüge, Taxis und Hotels müssen organisiert werden.

Während sich Beate von ihrer Massage erholt, fährt mich ein Hotelangestellter auf seinem Moped zu einem befreundeten Reisebüro-Kumpel. Zur Begrüßung erhalte ich Chai, indischen Tee. Drei Flüge will ich buchen. Jodpur – Mumbay, Mumbay – Goa und Goa – Delhi. Der Reisebüro-Kumpel fährt seinen Rechner hoch und erklärt lächelnd „it will take a little time“. Klar, es ist Sonntag, da benötigen wir alle gerne mal etwas mehr Zeit. Zwei Chai später ist der Rechner oben. Jetzt noch ins Internet und irgend ein Buchungsprogramm hochfahren.

Offensichtlich befinden sich die zuständigen Server ebenfalls im Sonntagsmodus. Lächeln, „it will take a little time“. Kein Ding, also noch einen Chai. Ein paar weitere Freunde kommen rein. Wir tauschen Freundlichkeiten aus. Ein paar Telefonate zwischendurch. Dann, nach nur einer knappen Stunde und 5 Chais eine erste Erfolgsmeldung. Flug Nr. 1 geht ok. Großes Gelächter. Meinen fragenden Blick beantwortet einer der Freunde mit dem vertrauenserweckenden Hinweis, dass der Reisebüro-Kumpel Beate und mich versehentlich als Warensendung angegeben habe. Gut, sich in solch professionellen Händen zu wissen. Darauf noch einen Chai.

Die allgemeine Stimmung wird immer lockerer. Muss am Zucker liegen. Der Chai besteht nämlich zu 3/4 aus schwarzem Tee, 1/4 Milch, diversen Gewürzen und Unmengen Zucker. Es gibt in Indien sicher unzählige Arten zu sterben. Unterzuckerung gehört nicht dazu.

Nach nur fast 3 Stunden und unzähligen Tees haben wir die Flüge zusammen. Klasse, nur noch die Kreditkarte durchziehen und alles ist gut. Nix ist gut. Das Kreditkartengerät will weder meine noch Beates, die ich sicherheitshalber dabei habe. Was tun? Zum nächsten Geldautomaten fahren. „It will take a little time“ sage ich und stoße auf allgemeines Verständnis. Am Geldautomaten rund 50.000 Rupien ziehen. Leider sind nur Abbuchungen von maximal 5.000 Rupien möglich. Also 10x rein mit der Kreditkarte, Pin eingeben …

Alles gut. Im Gegensatz zu einem Bankautomaten ein paar Tage zuvor, führt dieser Geldscheine. Ein Zeigefinger hohes Geldbündel cash auf den Tisch. Noch ein Chai zum Abschluss und zurück zum Hotel. Beate empfängt mich mit einem Ach-du-Scheiße-wo-hast-du-denn-solange-gesteckt Blick.

Es ist später Nachmittag. Die Sonne strahlt noch immer und nach wie vor ist es angenehm warm. Ein entspannter Sonntag.

 

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