Meeresschildkröten, Walhaie und ein Buckelwal

Meeresschildkröten, Walhaie und ein Buckelwal

„This is gonna be the best day of my life“ (auf youtube unter https://youtu.be/Y66j_BUCBMY) schallt uns beim Betreten des Bootes entgegen. Noch wirkt es nicht wirklich so. Beate hat sich am gestrigen Abend den rechten Fuß verknickt und humpelt ein wenig. Und die zahlreichen Wolken am Himmel verkünden jetzt auch nichts Gutes. Doch um es vorweg zu nehmen: es wird vielleicht nicht der beste Tag unseres Lebens. Aber ein kolossal guter.

Es ist kurz nach 8 in der Frühe und mit uns sind noch 18 weitere Leute auf dem Boot unterwegs. Wir alle hoffen darauf, heute mit Walhaien zu schnorcheln. Die sind gerne mal 12 m oder länger, wiegen um die 30.000 Kg und sind, solange man nicht als Plankton oder Sardine unterwegs ist, völlig harmlos.

Für den heutigen Tag haben wir uns extra ’ne GoPro geleistet – werden sie aber nach dem Urlaub wieder verticken. Wer Interesse hat einfach melden.

Outback auf Ozean

Das Boot tuckert langsam an der abgeschiedenen Küste von Western Australia entlang, dem Ningaloo Reef. Hier trifft das Outback auf den Ozean, wie es so hübsch aber richtig im Marketing-Blabla heißt. Trotz Natur-Welterbestatus ist das Ningaloo Riff nicht so lang wie das Great Barrier Reef – und auch nicht so touristisch erschlossen.

Nach einer kurzen Weile erfolgt eine kleine Einweisung. Wir schlüpfen in Taucheranzüge, ziehen Maske mit Schnorchel über und machen eine Aufwärmrunde entlang einiger Korallen. Und wir haben Glück: Beate schnorchelt eine ganze Weile neben einer Meeresschildkröte und ich finde noch eine andere in vielleicht 3 m Tiefe auf dem Meeresgrund. Ein spektakulärer Einstieg in den Tag.

Danach geht es wieder an Bord und weiter. Wir lassen unserer Taucheranzüge an, den möglicherweise müssen wir nach einer Sichtung der Walhaie ganz schnell ins Wasser. Die Sichtung übernehmen zwei am Himmel kreisende Cessnas, die die entsprechenden Koordinaten an den Bootskapitän weitergeben. Mit ein Grund, warum der Ausflug nicht ganz billig ist.

Dann geht es tatsächlich sehr schnell. Unser Boot nimmt kurz und heftig Tempo auf, der Kapitän ruft „noch 500 m … noch 300 … 100“ und auf ein zackiges „go go go“ springen wir in zwei Gruppen aufgeteilt zügig ins Meer. Wir sollen uns an einem in gelb gekleideten Taucherguide halten, doch das brauchen wir nicht.

Unwirklich, magisch

Da schwimmt der einfach auf uns zu ...
Da schwimmt der einfach auf uns zu …

Nachdem sich die zahlreichen Luftblasen durch den Sprung nach Richtung Meeresoberfläche verzogen haben, scheint für einen Moment Stille zu herrschen. Und aus dem tiefen Blau schwimmt tatsächlich ein Walhai in wenigen Metern Entfernung langsam frontal auf uns zu.

Es ist schwer für einen solchen Moment die richtigen Worte zu finden. Beate sagt nachher immer wieder „unwirklich“. Es hat wirklich etwas unwirkliches, magisches. Wenn ein Walhai auf einen zuschwimmt ist die Regel ziemlich einfach: er ist wesentlich stärker als du, also nach rechts oder links ausweichen.

Ruhig und still zieht er an uns vorbei und wir schnorcheln links und rechts von ihm. Sein Tempo ist nicht zu schnell, so daß wir durchaus eine ganze Weile mithalten können. Wenn ich dem Timer auf der GoPro glauben darf, dauert das Ganze gut fünf Minuten. Dann sinkt er langsam tiefer hinab in die Dunkelheit.

... und dreht dann ein wenig ab.
… und dreht dann ein wenig ab.

Für uns das Zeichen wieder zurück auf das Boot zu kehren. Nach einigen Minuten wird der Walhai wahrscheinlich wieder an die Oberfläche zurückkehren. Und wir dann wieder ins Meer springen. Tatsächlich wiederholt sich das Ganze sechs Mal. Wir schnorcheln vor ihm, neben ihm hinter ihm. Und wir beide haben das Glück, dass wir ein ganzes Stück über ihm schnorcheln, während er langsam wieder in die Tiefe hinabsinkt.

Es ist wie gesagt sehr schwer, für solche Momente die richtigen Worte zu finden. Ich will es jetzt auch nicht weiter versuchen. Wie zum Abschied schwimmt der Walhai zum Abschluss sogar noch einen Meter neben unserem Boot und wir schwimmen in Endorphinen.

Kaum haben wir uns im Boot gesetzt und versuchen das eben erlebte irgendwie in den Kopf zu kriegen, taucht neben uns dann auch noch mehrfach ein Buckelwal auf. Fassungslose Sprachlosigkeit. Und natürlich haben sich mittlerweile alle Wolken verzogen und die Sonne strahlt vom Himmel.

Zum Abschied läuft über die Bordlautsprecher noch der Song „Happy“. Das sind wir – aber sowas von!

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lös das Captcha! *