Monkey business

Monkey business

Die Top Sehenswürdigkeit von Ubud ist laut Google – der monkey forest. Soll sehr touristisch sein und man soll möglichst früh hin. Also erkundigen wir uns – zu allem bereit – wann das Etablissement den öffnet. 8.30 h sagt uns die Rezeption. Ungläubiges nachfragen unsererseits. Das checken wir mit Google gegen – scheint zu stimmen. Der Google Standort behauptet das gleiche. Gut. wird’s also nix mit dem bei Dunkelheit Beate aus dem Bett scheuchen.

Wir sind kurz vor 9 da – der Andrang ist moderat. Ich lese interessiert alle Warnschilder – vor Affen habe ich irgendwie mehr Respekt als vor anderem Getier. Wir führen weder Essen mit uns noch haben wir offene Taschen oder ähnliches. Jetzt nehme ich mir also auch noch vor, jeglichen Blickkontakt zu meiden.

Ja und dann erwartet uns gleich nach dem Eingang der erste Makake, der sich bereit gesetzt hat um fotografiert zu werden. Ich schaue an ihm vorbei. Schon weil ich keinesfalls den erstbesten Affen fotografieren möchte. Ich will die Babyaffen sehen ;-). Und da sind Sie auch schon – kleine strubbelige Äffchen mit Punkfrisuren. Möglicherweise habe ich irgendwann „oh wie süß“ oder „aww“ gesagt.

Das Gelände des monkey forest ist eine Mischung aus Dschungel, Tempel und ein wenig Freizeitpark. Am Besten gefällt uns die Schlucht in der alles grün bemoost und wild aussieht. Würgefeigen haben das ganze gewohnt dramatisch überwuchert und machen die Indiana Jones Kulisse perfekt. Jörg murmelt zwar was von Lara Croft, vermutlich das eine oder andere Computerspiel zu viel gespielt in seiner nicht allzu fernen Jugend.

Ein spaßiger Besuch – heute auch mit etwas gemischterem Publikum. Auch ältere Mittouristen trauen sich den Rundgang zu. Ich sehe wenig Zwischenfälle – mal schnappt ein Äffchen eine Süßigkeit oder faucht etwas aufgebracht seinen Kumpel an, aber alles bleibt ruhig. Wir amüsieren uns mit fotografieren und Fachsimpeleien über Gegenlichtaufnahmen und, dass das leuchtende moosgrün der überwucherten Tempelbauten nicht so richtig zur Geltung kommt. Das iPhone immer fest im Griff, damit ja nix abhanden kommt.

Auf einer Brüstung sitzen mehrere Affen und streiten um ein Bonbon. Wir fotografieren. Als auf einmal eine ziemlich alte japanische Lady anfängt zu schimpfen. Sie hat mehrfarbig bunte Haare, eine auffällige Brille und greift sich immer wieder an den Hals und deutet auf die Büsche unterhalb der Brüstung.

So langsam wird klar dass Sie auf die Affen schimpft. Und dass der ihr wohl eine Kette vom Hals gerissen hat und das gute Stück so ungefähr 5 Meter in die Tiefe gepfeffert hat. Wir kucken alle runter. Wir sehen nix. Grüne Blätter. Dickicht. Keine Kette. So dolle wird das Ding wohl nicht gewesen sein. Aber Jörg tut die Frau Leid. Er will Details. Außer „Chain“ ist aber nicht viel aus ihr rauszukriegen. Ich kann sehen was in seinem Hirn vorgeht:

Lara Croft würde jetzt …

„Lara würde jetzt mit Ihren Flipflops hier über die Brüstung hechten – und wahrscheinlich schon im Flug von Ast zu Ast die Kette finden und einsammeln. Aufgabe gelöst – japanische Lady glücklich“

In der Realität sind nur die Flipflops. Und die Idee nur einen halben Meter über die Brüstung auf der anderen Seite zu steigen – dann den steilen Hang einige Meter runter klettern und die Kette suchen. Die Realität findet statt. Jörg ist unten und sucht. Dazu muss man wissen, dass er Dinge wie seine Brille oder sein Handy sehr lange suchen kann ohne fündig zu werden. Also schallt es gewohnt aus des Dschungels Tiefe: „Ich seh nix. Wie sieht das Ding denn aus?“ Ich beruhige die Lady und berichte, dass Jörg jetzt sucht! Ich versuche herauszufinden wie die Kette aussieht. Zum Glück scheint Sie auffällig zu sein. „Like this“ sagt Sie und zeigt mir eine fette Perle an einer dicken Goldkordel die Sie zufällig auch noch dabei hatte.

Mit dieser Beschreibung ist Jörg tatsächlich in kürze erfolgreich – und mit Beifall (den hätte Lara sicher auch gerne gehabt) krabbelt er auf der anderen Seite wieder aus den Büschen. Ein bisschen stolz bin ich schon auf meinen furchtlosen Samurai aus Germany. Sogar die mittlerweile aufgetauchten balinesischen Park-Ranger bedanken sich. Die Lady überschlägt sich vor lauter „Thank you“ und bedeutet ihrem Ehemann den Geldbeutel zu zücken. Jörg wehrt ab. Sie lässt sich nicht aufhalten. Er will immer noch nicht. Sieht dann den grünen  zerknüllten Geldschein mit einer 1 und ein paar Nullen und lässt sich überreden es zu behalten. 10000 Rupien sind hier etwa 60 Cent.

In God we Trust

Wir überlassen die aufgeregten älteren Herrschaften ihrem Glück über die wiedergefundene Riesenperle und gehen weiter zu den nächsten Affen. Jörg will das Geld verstauen und schaut sich den Schein genauer an. Es ist eine „100“. Solche Scheine gibts hier gar nicht. Es ist ein seltsamer blauer Streifen drauf – und drüber steht „in God we Trust“. Ähm ja. Muss eine sehr wertvolle Kette gewesen sein. Wir hätten den Schein jetzt doch gerne zurückgegeben. Aber Sie sind verschwunden.

Solche Geschichten passieren eigentlich nur Jörg. Und ich durfte Sie Euch erzählen und zwar bevor ihr Sie beim nächsten Treffen selbst live miterleben dürft. Vermutlich ohne Lara – aber sicher auch sehr spannend.

Dass der restliche Tag zwar auch sehr schön – aber weitaus weniger spannend war – versteht sich von selbst. Wir laufen heute bei 29 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit 8 Kilometer durch das quirlige Ubud. Wir finden den Ubud Palace „under construction“, essen lecker veganes Kokosnusseis, plantschen im Pool um uns auf Normaltemperatur zu bringen und lassen uns anschließend balinesisch massieren. Der Tag klingt aus bei dem leckersten Essen, das wir bis hierher hatten. Ein heißer Tipp von Facebook. Danke Mark, dass Du das für uns erfunden hast und, dass es nur 200 m weit entfernt war.

Das Foto hat zwar nix mit dem heutigen Blogeintrag zu tun, wir fanden es aber dennoch hübsch :-)

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