Mord & Moped

Mord & Moped

Wir sitzen mit Blick auf den gut 40 m breiten Sandstrand und das sich bis zum Horizont ersteckende Meer. Frischer O-Saft, richtig guter Kaffee (nicht die sonst übliche Nescafe-Plörre), ein Frucht-Joghurt-Müsli, die Füße im Sand. Und um euren Neidfaktor jetzt mal richtig durch die Stratosphäre schießen zu lassen: ein paar Delfine springen aus dem Meer, als wollten sie einen kurzen Blick auf unser Frühstück werfen. Wir chillen, wie Amöben im endlosen Meer der ewigen Glückseligkeit.

So viel paradiesische Idylle hält auf Dauer natürlich niemand aus. Also ich zumindest nicht. Zum Ausgleich lese ich deshalb den ebenso tiefschwarzen wie blutigen wie gewaltsamen wie sprachlich herausragenden Drogenkrimi „Tage der Toten“ von D. Winslow. Außerdem passt Drogenkrimi ganz gut nach Indien. Denn wir hätten uns hier schon genügend Zeug besorgen können, um die nächsten 5 Leben von früh bis spät komplett zugedröhnt zu sein.

Außerdem sind wir seit gestern stolze Mieter eines Mopeds. Mal ein bisschen Gas geben und heilige Kühe mit der Hupe erschrecken. Mietpreis: rund 1,50 € pro Tag, Führerschein und Helmpflicht spielen keine Rolle. Eine Rolle spielt allerdings das Benzin. Der Tank ist fast leer. Wir suchen also eine Tankstelle, finden keine, trotz mehrfachen Nachfragens. Endlich, nach einer Weile fragen wir eine Kioskbesitzer nach dem Weg. Er meint, er habe Benzin. Schnell holt er fünf mit Benzin aufgefüllte 1-Liter-Wasserflaschen unter der Theke hervor, füllt sie in unser Moped.

Wir erkunden die Gegend, fahren über von tropischem Grün umgebene, schmale Straßen. Nur wenige Km von unserem Strand entfernt liegt der Palolem Beach. Sieht fast genau so aus wie unserer, nur mit viel mehr Hütten, Booten, Menschen. Rappelvoll mit Backpackern das Ding. Ok, wer's mag.

Nach einer kurzen Weile der nächste Strand, Agonda. Sicher 2 Km lang, 50 m breit, wild und nur eine handvoll Menschen zu sehen. Am Strand ein winziges Fischerdorf und vielleicht zweidutzend Hütten für Touris. Ideal für alle, die Strand, Ruhe und Einsamkeit suchen. Allerdings müsst ihr das letzte Stück zum Strand zu Fuß. Der Weg ist für ein Auto nicht breit genug.

Aber egal welchen der drei Strände man ansteuert. Touristisch gesehen gehen sie wohl alle früher oder später den üblichen Gang: erst kommen ein paar Rucksacktouristen. Dann kommen noch mehr. Irgendwann entdeckt ein Tourismusveranstalter die Gegend, baut die Infrastruktur aus und ein Hotel und dann kommt der erste Bus mit Pauschaltouristen. Das war es dann. Ich lege mein Buch weg und beschließe, die Idylle noch etwas zu genießen.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lös das Captcha! *