To-Do-Listen mit Müllkippe und Scheisshaufen

To-Do-Listen mit Müllkippe und Scheisshaufen

Wir sind ja nur bedingt Fans von To-Do-Listen. Vielleicht weil sie einen daran erinnern, was noch alles nicht erledigt wurde. Da gibt’s doch sicher ‘ne App. Ja genau, laut google ungefähr … ein paar Millionen. Früher war das einfacher. Altes Testament, Schöpfungsgeschichte, Gottes Plan mit der ersten To-Do-Liste des Universums:

  • Tag 1: Am Anfang die Welt erschaffen
  • Tag 2: Himmel und Wolken
  • Tag 3: Land und Meer
  • Tag 4: Sonne, Mond und Sterne
  • Tag 5: Tiere
  • Tag 6: Mensch
  • Tag 7: Ruhetag

Zack, fertig. Wahrscheinlich hatte Gott auch keine Excel-Liste mit allen Insektenarten, die noch ans Team gemailt werden musste oder so. Aber ich schweife ein wenig ab. To-Do-Listen sollen ja ab und zu hilfreich sein. Sie dienen der Orientierung, der Ordnung. Auf der To-Do-Liste mit noch offenen Reisezielen stand bei uns u.a.:

  • Bali

Das dürfte wohl vielen so gehen. Also, machen wir doch Bali in diesem Jahr. Die Insel der Götter. Klingt reizvoll. Doch während der Reisevorbereitungen stellten wir fest: für viele klingt das ebenfalls reizvoll. Für sehr viele. Rund 4, 5 Millionen Touris kamen im letzten Jahr. Zur Jahrtausendwende waren es 1 Million. Aus der Insel der Götter wurde die Insel der Touristen. Vom Paradies zum Ballermann. Ein Symbol für die Raubtierhaftigkeit des modernen Tourismus, der alle schönen Orte frisst. Nun ja, wir tragen unseren Teil zu diesem Fressen bei.

Dann stießen wir auch noch auf ein im März diesen Jahres veröffentlichtes Video, dass wesentlich mehr Plastikmüll als Fische im Meer zeigt. Oder genauer, es zeigt Tonnen von Plastikmüll und null Fische.

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=ArYLGNe-jCA[/embedyt]

Bei Reiseautoren und Bloggern, die schon öfter da gewesen sind, löst Bali mittlerweile auf ihrer To-Do-Liste nur noch eins aus: Fluchtreflexe, s. z.B. „Bali, das Müllparadies …“. Kurz gesagt:

  • Bali = megatouristische Müllkippe

Doch als alte Indien-Reisende lassen wir uns von sehr vielen Menschen und sehr viel Müll natürlich nicht abschrecken. Also zumindest nicht gänzlich. Deshalb wollten wir Bali nicht völlig von der To-Do-Liste streichen.

Und so geht es für ein paar Tage ins Landesinnere. In das Städtchen Ubud, einer der wesentlichen Orte des Selbstfindungsbuches und -films „Eat Pray Love“. Das Buch habe ich nie gelesen, den Film aber von ein paar Jahren gesehen (Hier geht’s zum Trailer). Wer Freude an einer ausgiebigen Expedition ins Reich der Kalendersprüche hat, wird den Film lieben. Warum dann also Ubud?

  • Kulturelles Zentrum der Insel
  • Tolle Tempel
  • Schöne Cafes
  • Hübsche Reisfelder
  • Übersichtliche Verkehrsregeln

Der letzte Punkt ist natürlich Quatsch. Die Verkehrsregeln sind nicht übersichtlich, sondern angeblich schlichtweg nicht vorhanden. Wunderbar! Wir werden uns also ein Moped mieten und los. Dieser Punkt steht auf der To-Do-Liste eines jeden Asienurlaubs.

Doch dann soll es von da aus weiter zu anderen indonesischen Inseln gehen, denn so laut blog.workntravel.info: „Wer aber einen entspannenden Strandurlaub mit weißem Sand und etwas Ruhe genießen möchte, sollte lieber auf eine andere indonesische Insel ausweichen.“

Das wollen wir. Aber auf welche Insel?

„Die Anreise in das wenig erschlossene Gebiet ist jedoch ein abenteuerliches Unterfangen.“ „Die Anreise ist eine ziemliche Zumutung. Es braucht Zeit und ein dickes Fell …“

Auf der Suche stieß ich zufällig über diese einleitenden und äußerst vielversprechenden Zeilen aus Welt-Online Artikeln. Das riecht doch mal nach Abenteuer. Sehr schön. Also für manche von uns. Deshalb hier nach der Peitsche das Zuckerbrot, genauer die Überschrift eines der Artikel: „Togian Islands: Wo Indonesien einen auf Südsee macht“.  Na, das klingt doch gut!

Togian Islands? Nie gehört? Keine Ahnung? Macht nichts, ging uns auch so. Wo das liegt? Genau hier…

Im Zuge der nun folgenden Reisvorbereitungen stellen wir fest, dass es eine ganze Reihe an Dingen auf und über die Togians NICHT gibt. Hier ein kleiner Auszug aus der Liste:

  • Reiseführer oder sonstige Bücher
  • Kapitel in Reiseführern
  • Überhaupt irgendwelche sachdienlichen Hinweise in Reiseführern (rühmliche Ausnahme mit 1 Seite: Lonely Planet)
  • Flughafen
  • Supermärkte
  • Autos (bis auf eine Handvoll)
  • Pauschaltouristen
  • Kreuzfahrtschiffe
  • Straßen (bis auf eine Handvoll)
  • Strom (nur etwa 3 Stunden/Tag)
  • Telefonnetz
  • Internet

Kein Internet! Ironie am Rande: Wer mehr über die Inseln erfahren möchte, ist auf Blogbeiträge im Internet angewiesen. Für uns als mehr oder weniger online lebende Wesen, dürfte der Offline-Modus mit Entzugserscheinungen einhergehen, deren genaue Ausprägungen ich mir noch nicht vorstellen kann. Digital Detox. Lustigerweise gibt es ja auch dafür einige Apps. Doch wir machen es auf die ganz harte Tour. Totalentzug. Leben am Limit!

Deshalb möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich die Möglichkeit nicht ausschließen, dass auf Beates To-Do-Liste das Erbauen des ersten Telefonmastes auf den Togian Islands stehen wird. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, wird dieser Urlaubsblog ein paar Tage lang aussetzen. Sorry!

Was noch nicht beantwortet wurde ist die Frage, was die Togian Inseln zu bieten haben?

  • 56 einsame Inseln auf 120 km Länge verstreut (Naturschutzgebiet)
  • Eines der schönsten Tausch- und Schnorchelreviere der Welt
  • Schneeweiße Sandstrände
  • Kristallklares Wasser
  • Bungalows, gegen dessen Veranden das Meer plätschert
  • Extrem wenig Touris
  • Südseefeeling
  • Palmendieb (für die Lateiner unter euch: Birgus latro)
  • Quallensee

Zugegeben, gerade die beiden letzten Punkte bedürfen einer gewissen Erläuterung. Der Palmendieb ist die größte an Land lebende Krabbenart weltweit. Auf seiner To-Do-Liste steht das Knacken von Kokosnüssen. Sicherlich kein Tier zum Kuscheln. Aber Krabbenfleisch frisch vom Grill ist bekanntlich was feines.

Und der Quallensee? Klingt für die meisten jetzt nicht so wirklich nach „Hey, das wollte ich immer schon mal machen“. Ein weltweit einmaliges Naturphänomen. Also nicht eure Abneigung. Nein, der See, mit seinen abertausend ungiftigen Quallen, die gefahrlos berührt werden können.

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=vJmY2m967SY[/embedyt]

Dies auszutesten steht natürlich auf unserer To-Do-Liste.

Überhaupt, lasst uns bitte mal nicht so pingelig sein. Denn auch schneeweiße Sandstrände sind ja nix anderes, als Unmengen an Fischkot. Oder genauer: Ausscheidungen von Papageienfischen. So gesehen werden wir im Urlaub so manche Stunde auf riesigen Scheißhaufen verbringen.

So manche Stunde werden wir auch in diversen Fliegern verbringen. Genauer gesagt insgesamt etwa 40 reine Flugstunden bei rund 25.000 Flugkilometern. Das ist fast genau die Strecke von Frankfurt über Los Angeles und von dort ins westaustralische Perth. Wie bereits oben geschrieben: Die An- (und damit auch Abreise) ist eine ziemliche Zumutung.

Nun müssen wir natürlich auch noch auf die Inseln kommen. Doch die Bootstouren sind hier nicht aufgeführt. Was auch an den zum Teil recht widersprüchlichen Fahrplan-Informationen liegt.

Aber bekanntlich beginnen Abenteuer da, wo To-Do-Listen enden. Na ja, eigentlich heißt es „… wo Pläne enden“. Oder wie es schon im 6. Jahrhundert v. Chr.  der chinesische Philosoph Laotzi sagte: „Ein guter Reisender hat keine festen Pläne.“ Wahrscheinlich sind wir auch deshalb keine zu großen Fans von To-Do-Listen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lös das Captcha! *