Under construction

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Die Farbe des Stoffes ist von einem zarten ins bläulich changierenden Grau und verschmilzt mit der Farbe des Himmels. Es schmiegt sich eng um die wohlgeformten Konturen und verdeckt genau so viel, dass die Verheißung des Erahnten …. ach was. Es nervt. Das berühmteste Torii Japans ist nicht rot und steht nicht im blauen Meer und leuchtet schon bei der Hafeneinfahrt, sondern es wird repariert und versteckt sich unter einem ollen schnöden Baunetz. Man wüsste nicht, wie schön es wäre, würde nicht überall mit dem Bild davon für eine der schönsten Ansichten von Japan geworben. Seit Juni 2019 ist das wohl so – und zum Glück hat mich mein lieber Kollege Felix schon mal vorgewarnt. 

Wäre es Christo wäre es Kunst.

Wir haben uns trotzdem zu diesem Samstagsausflug entschlossen, da ja die gesamte Anlage (Itsukushima-Schrein) auf der Insel Miyajima UNESCO-Weltkulturerbe ist und wir werden auch nicht enttäuscht. Wir schlendern gemächlich vom Speedboot-Anleger Richtung Schrein und erkunden die verschiedenen Stege und auch das bei Ebbe im Sand stehende verhüllte Eingangstor zum Schrein. 

Fünfgeschossige Pagode. Gehört auch zum Schrein. So rot wäre das Torii gewesen ;-)

Wir haben es heute nicht eilig – wir beobachten Leute und sitzen eine Weile in einer anderen Schreinhalle – weil Jörg ermahnt wurde, dass er sich nicht hinlegen darf. War wohl zu wenig andächtig. Wir schießen Fotos – erweitern unsere Sammlung „experimentelles Essen“, Jörg um gegrillte Riesen-Austern ich versuche mich an einem Squid am Spieß, der aussieht wie ein Weihnachtsbaum. Auch die Insel-Spezialität: in ahornblattformgebackene, waffelartige Dingse gefüllt mit süßer Bohnenpaste werden probiert. Eindeutiger Sieger nach Schmitz-Punkten sind wohl die Austern. Zumindest ist Jörg begeistert. 

Der Meister und Erfinder des experimentellen Essens hier mit einer gegrillten und flambierten Hiroshima Riesen-Auster

Auf dem Rückweg entscheiden wir uns für die Fähre – mehr Luft, was bei dieser Schwüle heute auf jeden Fall sehr gut tut und vor allem im Japan Rail Pass mitenthalten. Danach schauen wir im Hotelzimmer tatsächlich noch die zweite Hälfte des Rugby-Worldcup Spiels Japan – Irland. Wir drücken natürlich den Japanern die Daumen – wenn ich das Spiel, mit seinen vielen Rangeleien oder wie das heißt, auch nicht wirklich ernst nehmen kann. Die Japaner gewinnen und manche Japaner sind gar keine Japaner sondern sprechen in den anschließenden Interviews astreines American English. 

Vom Worldcup selbst merken wir nicht wirklich viel – wir treffen immer mal wieder eine Reisegruppe die aus diesem Grund hier zu sein scheint – auch als wir in Osaka waren – und dort ein Spiel war, ist uns nicht wirklich viel  aufgefallen. 

Ja und diesen beschaulichen ein wenigen faulen Samstag haben wir dann in einem Restaurant nicht weit von hier ausklingen lassen. Eines der vielen Restaurants, das mit Automaten arbeitet. Eigentlich sehr angenehm. Man schaut sich am Automaten die Bilder vom Essen an – dieses mal wars sogar ein richtiges Touchpad mit englischen Untertiteln. Wenn Sie jetzt nur endlich das Bargeld für die Automaten abschaffen würden. Das ist irgendwie nicht so ganz zu Ende gedacht. 

Aber es soll ja auch noch Entwicklungspotential geben. Und vielleicht kommen wir ja mal wieder irgendwann. Zur Kirschblüte. Aber frühestens wenn das Itsukushima Torii fertig renoviert ist. 

Das Reh ist nicht Bestandteil des Programms „experimentelles Essen“

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