Der Berg der Kreuze

Der Berg der Kreuze

Im Original: Kryžių kalnas. Topographisch gesehen eher ein Hügel – aber das mit dem Berg passt schon ganz gut, weil es sind schon eine ganze Menge Kreuze die wallfahrende Katholiken aus aller Welt hier aufgestellt haben.

Nach unruhiger Nacht – so ein Kiefernzäpfchen klingt auf dem Camperdach nur 1 m über unseren schlafenden Häuptern wie ein kleiner Kanonenschlag – verlassen wir die Nehrung Richtung Festland. Auf dem Programm steht der Berg der Kreuze. Bei unserer etwas lässigen Vorbereitung auf den Baltikums-Trip war das zumindest ein fest eingeplanter Wunschort. Die Anregung kam im Laufe diesen Jahres irgendwann mal von Torsten Maue – zu was Facebook nicht alles gut ist ;-).

Zu finden war es nicht schwer. Litauens Autobahnen sind bisher die komfortabelsten und der kleine Wallfahrtsort liegt unweit einer der kleineren Strecken etwas außerhalb von Šiauliai.

Die Geschichte des Berges gibt es hier detailliert – am Bewegendsten ist sicherlich die Bedeutung des Kreuze-Aufrichtens im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die sowjetische Besatzungsmacht. Die hier immer wieder mal erfolglos versucht hat, das Kreuze aufstellen zu verhindern. Zur Anzahl lässt sich nichts genaues sagen. Studenten haben wohl versucht die großen in den frühen 90er Jahren zu zählen. Aber das ist lange her. Damals sollen es 50.000 größere Kreuze gewesen sein. Es sind heute sicher unzählige mehr.

Ich hatte Fotos gesehen. Aber genau wie die Fotos die wir gemacht haben – gibt keines davon wirklich die Stimmung auf und um den Hügel oder gar die Dimensionen und die Fülle der dort platzierten Kreuze wieder.

Makramée oder einfach nur Wäscheseil?
Jeder wie er mag. Töpfern oder Häkeln.
Zahnkränze. Die Geschichte dahinter hätte mich interessiert.
Kleine feine und ganz kleine Kreuze

Es stehen dort große und kleine, alte und neue, aus jedem erdenklichen Material geformte,  genormte Reliquienbilligware, handgeschmiedet aus Metall, aus Sandstein gehauen, gehäkelt, geschnitzt, geschweißt oder aus Knete. Dies ist eigentlich ein Fall für Jörg Superlativ Schmitz. Dem entfährt heute glücksselig das eine oder andere überwältigte „wow“ und „das hätte ich nicht erwartet“ sowie „gruselig und bewegend“.

Gespiegelte Beate. Ein ungefährer Eindruck wie dicht die Kreuze stehen.
Ich musste ständig an meine Lieblingsrubrik „religiöse Volkskunst“ denken.

Dazu Heiligenbildchen, Myriaden (das Wort wollte ich unbedingt mal verwenden) von Gebetsketten. Es geht ein wenig der Schmitz mit mir durch wenn ich nach Erklärungen suche. Mystisch kommt mir in den Sinn und auch spirituell. Wenn ich an die vielen Menschen denken, die mit ihren Devotionalien für irgendwas gedankt, gehofft oder um etwas gebeten haben.

Der sicherlich außergewöhnlichste Ort auf unserer Baltikumreise.

Die Störche die hier ihr Nest zwischen Autobahn und Hügel haben, sind da schon fast nur ein Highlight am Rande.

Jungstörche. Bei Flugversuchen.

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