Elchleber-Pastete, Rotwein und ein paar Fakten

Elchleber-Pastete, Rotwein und ein paar Fakten

Dieser Blogartikel wird gerade unter dem Einfluss von Elchleber-Pastete und 2 oder 3  (oder sind es schon 4?) Plastikbechern Rotwein geschrieben. Die Leserschaft, also ihr, mögt dies bitte berücksichtigen.

Ich möchte an dieser Stelle ein paar – wahrscheinlich völlig unzusammenhängende – Fakten rund um Estland verbreiten. Die Republik hat von allen EU-Ländern in den vergangenen Jahren den größten Sprung nach vorn gemacht. Ab 1944 von der Sowjetarmee für 47 Jahre besetzt, ist Estland von einem Teil der Sowjetunion in vieler Hinsicht zum Vorzeigeland geworden:

Schön für Trump

Es hat die niedrigste Staatsverschuldung innerhalb der EU (9% des Bruttoinlandsprodukts), die umfassendste Digitalisierung, und erfüllt als eines der wenigen europäischen Nato-Mitglieder das Ziel bei den Verteidigungsausgaben (2% des Bruttoinlandsprodukts). Letzteres wird Trump leider erfreuen.

So sind die Esten auf gutem Wege, ein „zweites Finnland“ zu werden. Das E-Government, die Erledigung von Schul- oder Behördenangelegenheiten von zu Hause aus, bis hin zur digitalen Stimmabgabe bei Wahlen, ist inzwischen Standard. Aber auch die digitale Verwundbarkeit hat Estland erfahren: mit dem weltweit ersten Cyberangriff auf ein ganzes Land im Jahr 2007. Die Attacken gingen, Indizien zufolge, von Russland aus und führten in Estland zur Gründung einer Cyber-Bürgerwehr.

Noch mal: Eine Cyber-Bürgerwehr! Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Begriff vor unserem Besuch hier überhaupt jemals gehört habe. Auf jeden Fall bis ich mächtig beeindruckt.

14! Fälle!

Ebenfalls beeindruckend: Es gibt etwas, dass außer den Esten weltweit niemand kann … Estnisch. Wer damals in der Schule aufgepasst hat weiß, dass Deutsch mit Nominativ, Genetiv, Dativ und Akkusativ 4 Fälle hat. Estnisch hat zehn mehr, also satte 14. Das kapiert halt außerhalb Estlands niemand.

Wir hatten heute Gelegenheit, lange den Gesprächen von Einheimischen zu lauschen. In einer Sauna. Und im Ruheraum der Sauna. In einem Ort namens Haapsalu (https://www.visitestonia.com/de/urlaubsziele/westestland/haapsalu). Sauna war angebracht, weil die Temperatur zwar von 12 auf 14 Grad schnellte, wir das aber immer noch ein wenig frisch fanden. Aber das ist ein anderes Thema.

12 Grad. Nieselregen. Wind. Den Sommer in Estland muss man mögen.

Also Sauna. Trotz intensiver Bemühungen habe ich ich nicht einmal ansatzweise verstanden, um was sich die Gespräche dort gedreht haben könnten. Diese Sprache klingt ohne Frage exotisch, hat aber meiner Meinung nach global gesehen keine Zukunft.

Zurück zur Sauna. Die läuft etwas anders als bei uns. Das bemerkte ich in dem Moment, als ich als einzig Nackter vor einigen mit Badesachen bekleideten Menschen stand. Beate ging es nicht besser. Aber zum Glück hatten wir sicherheitshalber Badesachen eingepackt. Handtücher in Saunen scheint auch nicht von Nöten zu sein. Das Standardschild in jeder gute deutschen Sauna „Kein Schweiß auf Holz“ dürfte hier eher „So viel Schweiß wie möglich aufs Holz“ lauten.

Immerhin: Vor den Saunaräumen gibt es eine Rolle mit Papier, dass man abreißen und als Sitzunterlage nutzen kann. Manche machen es so. Manche nicht. Außerdem haben die Esten Skype erfunden. Das wollte ich auch noch erwähnen.

Es ist jetzt nach 22 Uhr und immer noch ziemlich hell. Die Elchleber-Pastete ist fast vernichtet. Ganz schmackhaft übrigens. Passt erstaunlich gut zu Rotwein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lös das Captcha! *