LED-Erleuchtung

LED-Erleuchtung

Bodhgaya – „Ort der Erleuchtung“. Hier, gut 1.000 Km östlich von Delhi, soll einst Buddha eben jene Erleuchtung erlangt haben. Grund genug für die UNESCO, diesen in tropisches grün eingebetteten Ort als Weltkulturerbe zu deklarieren. Also hin, kann ja nix schaden. Vielleicht sehen wir ja auch irgendwo ein Lichtlein. Wobei es uns schon reichen würde, wenigstens etwas schärfer zu sehen. Denn wir schlagen uns seit Tagen beide mit einer Bindehautentzündung rum. Die freundliche Dame am Flughafen Check-In empfiehlt uns beim Anblick unserer rotunterlaufenden Augen Rosenwasser zum Ausspülen.

Auf so eine Art spirituelles Rosenwasser zum Ausspülen des Geistes hoffen in dem kleinen Ort Bodhgaya offensichtlich 'ne Menge Menschen. Denn hier liegen auf relativ engem Raum fröhlich mal 45 Klöster sowie diverse Tempel dicht an dicht. Wie eigentlich immer an heiligen buddhistischen Orten, herrscht eine entspannte Freundlichkeit. Außerdem empfinde ich Buddhas goldenes Lächeln als wesentlich sympathischer, als einen am Kreuz vor sich hin krepierenden Jesus.

Im Zentrum des Ortes steht ein Baum, genauer ein Bodhi-Baum. Nach 7 Tagen unter einem solchen Bodhi-Baum sitzend erlangte Buddha der Legende nach Erleuchtung. Das heute hier stehende Exemplar soll ein Ableger des Originalbaums sein. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass kein Baum der Welt soviel Sauerstoff produzieren soll wie ein Bodhi-Baum. Ist Erleuchtung also einfach nur eine Frage von zu viel Sauerstoff über einen gewissen Zeitraum? Und wenn ja, warum eigentlich auch nicht? :-) Dies könnte vieles ungemein vereinfachen.

Wir werden diese Frage jedoch nicht so ohne weiteres klären können. Denn erstens bleiben wir nur 4 Tage. Zweiten umgibt eben jenen Bodhi-Baum ein steinernes Gitter. Und drittens war zu Buddhas Zeiten rund um den Baum ganz sicher wesentlich weniger los.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit (gegen 18 Uhr) begeben wir uns Richtung Baum mit angebundenem Tempel. Die letzten gut 50 m vor dem Tempeleingang sind eine einzige Erleuchtung. Links und rechts des Weges kleine Stände mit fliegenden Händlern, fast alle mit grellen LED Lampen beleuchtet. Dazu noch diverse grellbunte Lichterketten, die all das erleuchten, was man als Pilger so braucht oder auch nicht: Tonnen von Räucherstäbchen, Blumengestecke, Buddhafiguren in allen Größen und Formen, grellbunte Hindugötter aus Plastik, Handspiegel, Kämme, Gebetsketten sowie eine friedlich vor sich hinkackende heilige Kuh … Als weiteres meditatives Element dient die akustische Untermalung. Aus diversen sehr lauten Lautsprechern schmeichelt Hindi-Pop den Ohren des Kenners.

Dann endlich in der Tempelanlage: Dutzende, in allen rot-und orangetönen gekleidete Mönche, Pilger aus vorwiegend asiatischen Ländern, die singend gegen den Uhrzeigersinn den Tempel umkreisen oder zum Teil in größeren Gruppen still meditieren. WeißeTouristen außer uns praktisch keine. Aber ein Paar poppende Hunde. Für so manchen scheinen die Momente am Bodhi-Baum der Höhepunkt und die Erfüllung eines Lebenstraums zu sein. So, wie etwa in der Geburtskirche und der Klagemauer in Jerusalem oder mit einigen Abstrichen auch im Petersdom. Schwer, eine Atmosphäre solch tiefer Ergriffenheit in Worte zu fassen. Also halte ich für heute jetzt auch mal texttechnisch die Klappe.

 

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