Mr. Doti und Mr. Betty

Mr. Doti und Mr. Betty

Die folgenden Zeilen sind eine kleine Zusammenfassung vom 21. bis 27 September

„Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ Mein Handy ist weg. Wir stehen in dem sehr kleinen, aber weil neugebauten, schmucken Flughafen von Ampana am Gepäckband und warten auf unsere Taschen. Das Handy sollte in der Tasche vorne im Rucksack stecken. Sollte. Wir finden es nirgendwo im Rucksack. Es muss noch im Flieger sein.

In den steigen genau in diesem Moment neue Fluggäste ein, denn die Propellermaschine wird in wenigen Minuten zurück nach Paul fliegen. Ich stürme die Treppe hoch Richtung Landebahn. Drei Sicherheitsleute wollen genaueres wissen. Ihr Englisch ist nur unwesentlich besser als die drei Worte, die ich auf indonesisch kann.

Zeichensprache, Walkie-Talkies werden gezückt, nach einer gefühlten halben Ewigkeit darf ich in Begleitung eines Sicherheitsmitarbeiters den kurzen Weg über die Landebahn zum startbereiten Flieger. Die mobile Treppe am hinteren Ende der Maschine hoch, rein in den Gang, kurz mit den beiden Stewardessen sprechen, die kein Handy gefunden haben, an den wieder neu besetzten Sitzreihen vorbei zur Gepäckablage über meinem Sitz. Nummer 2A, ganz vorne habe,  … die Gepäckablage durchsucht … den Boden rund um den Sitz in Augenschein genommen … die Ablagetasche am Sitz durchwühlt … nichts!

Wut, Ärger, Fassungslosigkeit

Der Flieger muss los und ich soll die Maschine verlassen. Also wieder zurück den ganzen Gang, aussteigen, die Treppe hinabsteigen, die Landebahn Richtung Flughafengebäude zurückgehen. In der Hoffnung auf ein Wunder drehe ich mich nochmals um. Die Eingangstüre des Fliegers wird geschlossen. Wut. Ärger. Fassungslosigkeit. Die Idee war ja, in diesem Urlaub möglichst wenig Handys etc. zu benutzen. Aber gleich so? Da habe ich was richtig vermasselt.

Fast am Flughafengebäude angekommen brüllt plötzlich jemand hinter mir. Ich drehe mich um. Die Eingangstüre des Fliegers ist wieder geöffnet und eine Stewardess winkt. Die mobile Treppe wird wieder an die Eingangstüre geschoben, die Stewardess kommt mir auf halbem Weg entgegen und hält mein Handy in der Hand. Erneut bin ich fassungslos.

Wo das Handy war? Wer es gefunden hat? Warum es plötzlich wieder auftauchte? Keine Ahnung. Ich frage auch nicht, die Stewardess drückt mir mein Handy strahlend in die Hand und macht sofort wieder kehrt.

Im Flughafen am Gepäckband wartet Beate. Eine Frau, die auch gut englisch spricht hat für sie einen Sicherheitsmitarbeiter angesprochen, der wiederum über Walkie-Talkie die beiden auf dem laufenden hielt. Als ich die Treppe zum Gepäckband runtergehe, weiß sie schon, dass ich mein Handy wieder habe.

Am Flughafen sollen wir eigentlich abgeholt werden. Ein Mr. Doti soll uns zum Hafen bringen, in dem wir in einem kleinen Privatboot auf die Togian Islands zu unserer Unterkunft Kadidiri Paradise gebracht werden. Das Schnellboot zu unserem Ziel den Togian Island ist ja kaputt. Mr. Doti ist nicht da. Einige Mails mit einigen mir völlig unbekannten Personen waren dafür notwendig, um das Privatboot zu arrangieren. 

Ich rufe ihn an, habe mein Handy ja wieder, er geht dran und lässt uns abholen. Wir werden in eine Unterkunft in Ampana gebracht. Mr. Doti begrüßt uns lächelnd. Der Preis für das Boot sei leider etwas gestiegen. Von umgerechnet etwa 80 auf knapp 100 Euro. Außerdem müsse er noch das Benzin besorgen und es sei Freitag mittag, da würde der Bootsführer gerade beten. Die Abfahrt verschiebe sich also um ein bis zwei Stunden nach hinten. So etwas in der Art war zu erwarten. Wir nehmen es dementsprechend gelassen. Immerhin bleibt uns so genügend Zeit für ein Mittagessen, das wir in einer kleinen Hütte direkt am Meer einnehmen.

Kurz vor 14 Uhr sitzen wir dann endlich im Boot. Es ist eines der hiesigen hölzernen Langboote, gut 10 m lang, eine Beinlänge breit und an beiden Seiten mit einem Bambusrohr als Ausleger zur Stabilisierung. Mit zwei Mann Besatzung und drei Indonesierinnen schippern wir für die nächsten 4 Stunden übers Meer und lassen uns vom Wellengang durchschütteln.

Vier Stunden übers Meer

Irgendwann kommen endlich die Togian Islands in Sicht, von üppigem Dschungel überwucherte Vulkaninseln, kleinen, einsamen Sandstränden und ein paar Hütten. Pünktlich zu unserer Ankunft im Kadidiri Paradise versinkt die Sonne „angemessen dramatisch“, wie Beate sagt, neben uns im Meer.

Die nächsten Tage verbringen wir in einer auf Betonpfeilern errichteten hölzerne Stelzenhütte im (!) Meer. Der Wohnraum hat etwa 30 qm und wenn wir nachts im Bett liegen, blicken wir aufs weite Meer und hören es 2 m unter uns sanft plätschern. Eine 4×7 m große Veranda inklusive Hängematte und einem weiteren Bett krönt das Ganze. Von hier schauen wir nicht nur aufs Meer, sondern direkt auf die Korallen unter uns. Es ist in etwa so, also würden wir über einem riesigen Aquarium wohnen. Im Grunde bräuchten wir noch nicht einmal zu schnorcheln, weil sich das leben in den Korallen direkt unter und vor uns abspielt.

Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang beginnt dann vor unseren Augen die Jagdzeit. Unzählige fliegende Fische springen immer wieder vor der Veranda flüchtend aus dem Wasser, weil sie gerade bei größeren Fischen als Abendessen auf dem Speiseplan stehen. Seeschlangen suchen zwischen den Korallen nach was Essbarem. Kurz vor 18 Uhr folgen dann Sonnenuntergänge aus der Rubrik Megakitsch Deluxe Superspecial Extended Hardcore Edition.

Kitschalarm

Nach Sonnenuntergang geht die Jagd weiter. Vom dichten Dschungel bis zu unserer Haustüre sind es nur 3 m. Da bleiben einheimische Gäste nicht aus. So zum Beispiel Mr. Batty. Er wohnt in unserem Badezimmer oberhalb der Dusche an der Decke, hängt dort tagsüber regungslos ab und freut sich offensichtlich nachts über die Abwechslung im sonst aus Insekten bestehenden Nahrungsangebot. In der ersten Nacht plündert Mr. Batty geräuschvoll unsere Chipstüte sowie eine Packung Kekse. Abgesehen davon stören Mr. Batty und wir uns nicht gegenseitig. Zumindest beschwert er sich nicht, wenn wir direkt unter ihm duschen.

Falls ihr auch mal hier hin wollt:

Ein paar Fakten für alle, die vielleicht auch mal eine Weile hier ohne allzuviel Strom, Internet, TV und Telefonnetz verbringen möchten. Die teuerste Variante – die wir uns gegönnt haben – kosten pro Nase am Tag inkl. Unterkunft, drei Malzeiten und Getränken etwa 30 Euro. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Allerdings sind die Malzeiten wirklich ok. Sie Sonnenuntergänge sind sind mit dem Prädikat Kitschalarm versehen. Wenn kein Wind weht, kann es auch Nachts heiß sein. Wenn Wind weht, ist es ausgesprochen angenehm. Bezahlt werden kann hier mit Kreditkarte. Da es aber wie gesagt kein Netz gibt, muss man dafür erst mit einem Boot am eine Stelle mit Netz fahren – kein Witz!

P.S.: Wir sind nach 6 Nächten auf Kadidiri heute am 27.09. auf eine andere Insel weiter gezogen. Deshalb könnt ihr das hier lesen :-). Aber dazu die Tage mehr.

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