„Buy me a drink“

„Buy me a drink“

Die mit Abstand längste Tagestour liegt heute vor uns: knapp 480 Km von den Victoria Falls in die Naxi Pan, eine belgiengroße Salzpfanne im südlichen Botswana.

Zum Glück alles auf Asphalt und eigentlich erwarten wir einen programmarmen Tag. Eigentlich. Dazu müssen wir zunächst die Grenze zurück von Simbabwe nach Botswana passieren. Unsere uneingeschränkte Empfehlung für alle mit einem ausgeprägten Fetisch für ebenso undurchsichtige wie langwierige Verwaltungsprozesse.

Irgendwann im Laufe des Vormittags glauben wir uns am Ziel. Vor uns liegt nur noch eine quer über die Straße gespannte Metallkette, die sicherlich von dem freundlichen Grenzbeamten in der kleinen Hütte neben der Straße für uns herabgelassen wird.

Voller Vorfreude schenke ich ihm ein fröhliches „Good morning, Sir“. Fast ebenso fröhlich bittet er um einen Passierschein. Beate wühlt sich durch unseren Stapel Papiere. Alles Mögliche ist mit dabei, nur nicht der offenbar geforderte Passierschein. Ein zweiter Grenzbeamter eilt herbei. Obwohl wir zuvor bereits Visum und Unterlagen für das Auto zuvor an verschiedenen Schaltern im Office erhalten haben, fehlt der Passierschein. Was tun?

Der zweite Grenzbeamte bietet selbstlos seine Hilfe an, holt einen Kuli und einen Kassenzettel kleines Stück Papier hervor, auf dem ich bitte Name, Pass-Nr. und Auto-Kennzeichen notieren soll.

Das mache ich bereitwillig, reiche ihm das Stückchen Papier durchs Fenster, er gibt es an den ersten Grenzbeamten weiter … und schwupps fällt die Kette. Der Weg ist frei. Meinen etwas erstaunten Blick erwidert er mit den Worten „Buy me a drink“ aka Trinkgeld. Ok, Beate wühlt zwei 1-US-Dollarscheine raus, die er dankend akzeptiert.

Auf der weiteren Strecke erblicken wir immer wieder auch Elefanten, z.T. direkt am Straßenrand. Zwei lassen sich alle Zeit der Welt, um in Ruhe die Straßenseite zu wechseln. Ich bin nicht vom Fach, doch nach der Elefanten-Attacke vor 2 Tagen scheint mir Beate ein ziemlich ausgeprägtes ATS (Aggrofant Traumatisches Symptom) zu entwickeln. Oder anders formuliert: aus einer Elefanten-Faszination wurde eine -Aversion, also nix mit sanften Dickhäutern sondern ab jetzt sind das wohl eher Aggrofanten, wahlweise auch Assifanten. Na ja, ihre Lieblingstiere sind eh Giraffen.

Auch sonst bleibt die Fahrt abwechslungsreich. Ein kleiner, toter Leopard liegt am Wegesrand. Die Überreste eines ebenso toten Kühlschranks versperren unsere Straßenseite. Und in seinen letzten Zuckungen in Form seines Warnblinkers blockiert ein kleiner Personentransporter die Mitte der Straße. Ein Blick auf seine Frontseite zeugt von einer ebenso plötzlichen wie heftigen Kollision mit … tja, was auch immer diese rudimentären Überreste sein mögen. Immerhin, der Fahrer ist unverletzt und telefoniert um Hilfe.

Nachdem wir bereits mehrere kleinere Buschfeuer erleben durften, wird es heute mal richtig duster. Die Rauchwand lässt vielleicht 50 m Sicht zu, Aschepartikel regnen auf unsere Frontscheibe und links und rechts der Straße lodern zahlreiche kleine Feuer. Zum, Glück kommen uns ein paar Autos entgegen. „Man scheint die Durchfahrt hier überleben zu können“, kommentiert Beate lakonisch. Also fahren wir einfach weiter.

Außerdem passieren wir insgesamt 2 Veterinär-Stationen. Mit dem Camper durchfahren wir eine kurze, mit Chemikalien getränkte Senke. Alle Bakterien und Viren sollen sich so von den Reifen lösen, erklärt mir der Veterinär-Vollzugs-Mensch. Davor steht noch ein kleines Becken für unsere Schuhe bereit. Ganz ganz wichtig: auch Beates Badelatschen müssen unbedingt desinfiziert werden. Ein Vorgang, der durchaus meine Zustimmung findet J.

Dieser Beitrag begann mit Beamten und so endet er auch. Eine am Straßenrand stehende Polizeistreife winkt uns einige Kilometer weiter raus. Wir seien in einer 60er Zone über 89 gefahren, meinen sie. Nun ist weder mir noch Beate ein 60er Schild aufgefallen, das Tempolimit liegt auf dieser Straße nach bestem Wissen und Gewissen bei 120.

Wir geben uns natürlich dennoch kooperativ. Eine Sachdiskussion oder gar das Einfordern von Beweisen erscheint müßig. Ich frage, ob wir die Strafe in US-Dollar zahlen dürfen. Ein Polizist zuckt sein Handy, zeigt mir eine Währungsrechner-App, die dann wiederum 46 USD anzeigt, was er großzügig auf 50 USD aufrundet. Long story short, wir zahlen und die Polizisten wünschen mir dabei noch ein „have a nice day“. Danke ebenso.

2 Replies to “„Buy me a drink“”

  1. Heieiei, ihr erlebt aber auch Sachen! Ich kann mir vorstellen, dass euch die „Einbahnstraßenbloggerei“ (=ihr unterhaltet uns mit interessanten, spannenden und witzigen Texten, es kommt aber nix zurück) vielleicht zumindest etwas enttäuscht – deshalb reagiere ich mal. Aber vielleicht ist das ja normal, als Nicht-Blogger weiß ich das ja nicht. Ich wollte ein Streber sein und Informationen über das mir gänzlich unbekannte „Naxi Pan“ haben – Google weiß zum Glück dass es Nxai Pan heißt ;-)) aber ich hab es trotzdem noch nie gehört. Der Wiki-Eintrag erzählt von „nicht eingezäunten Campingplätzen mit rudimentären Sanitäreinrichtungen“ und zahlreichen, neuen Tieren. Darunter der Springhase, das klingt doch harmlos und niedlich. Es bleibt spannend!

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