High mit Hai

High mit Hai

Beate kann aufgrund ihrer Ohrenschmerzen, die beim Probetauchen auf etwa 6 m Tiefe auftreten, leider keinen Tauchkurs hier machen. Sie bleibt (vorerst) beim Schnorcheln und erkundet täglich ausgiebig das vorgelagerte Korallenriff.

Ich selber mache den Kurs. Drei Tage lang inklusive fünf Tauchgänge, davon zwei in 18 m Tiefe.. Am Ende steht eine Prüfung mit 50 Fragen. Das Theoriebuch gibt es hier auf französisch, italienisch, niederländisch und englisch. Kein deutsches. Also nehme ich das englische. Genau 248 Seiten, die bis zum Abschlusstest am dritten Tag durchgearbeitet werden müssen. Ok, es sind einige hübsche bunte Bilder mit drin. Dennoch, ich ärgere mich ein wenig, dass ich in letzter Zeit nicht intensiver Bücher oder Zeitschriften auf englisch gelesen habe.

Kurz vor Sonnenaufgang stehe ich auf. Dann ist es noch angenehm frisch, ich setze mich auf die Veranda und pauke mit Blick aufs Meer. Am ersten Tag fällt mir das noch schwer, zumal natürlich so mancher tauchtechnische Fachausdruck vorkommt. Nachmittags sind die Tauchgänge. Am ersten Tag viele viele Übungen, am zweiten 2 Tauchgänge auf jeweils 12 m Tiefe und am dritten zwei auf jeweils 18 m Tiefe. Nun, 2 – 3 m tiefer wurde es dann bei jedem dennoch. Aber mein Tauchlehrer Roman, ein Franzose, der mittlerweile mit einer Indonesierin verheiratet ist, vermittelt mir alles angenehm entspannt und mit viel Humor.

Abschlussprüfung und gleich die ersten 2 Fragen verkackt

Vor Mittag des dritten Tages mache ich die Abschlussprüfung. Wie gesagt, 50 Fragen, multiple Choice. Im Grunde bin ich ziemlich schnell durch, fühle mich relativ sicher. 75% muss ich richtig beantworten. Das sollte drin sein. Roman setzt sich neben mich und beginnt die Auswertung. Gleich die beiden ersten Fragen habe ich verkackt, dabei sind das mit Abstand die leichtesten.

Das darf nicht wahr sein. Plötzliche Nervosität setzt ein. Ich stehe auf und tigere im Raum herum, während Roman weiter auswertet. „Fuck! Jörg, what the fuck …“ höre ich Roman fluchen. „ich dachte, du wärst clever, intelligent. Und was sollen wir jetzt machen?“ fragt er nach seiner Auswertung. „Ich hatte in all den Jahren noch nie jemanden, der gleich die ersten beiden Fragen falsch beantwortet. „Noch nie“ betont er, ebenso ernst wie traurig dreinblickend.

Ich denke nicht zum ersten Mal in diesem Urlaub „Scheiße, scheiße, scheiße.“ Dann lacht er laut auf, klopft mir auf die Schulter und meint, ich hätte 94% richtig. Nach den ersten beiden Fragen sei nur noch eine falsche Antwort dabei gewesen. Das ich ihn anschließend als „französischen Bastard“ bezeichne, nimmt er mit einem breiten Grinsen auf.

Am Nachmittag machen wir dann die beiden 18 m Tauchgänge, entlang einer rund 30 m steil abfallenden, zerklüfteten Wand. So unendlich viele Fische, Fischschwärme, sogar ein Tunfischschwarm zieht an uns vorbei. Riesige Korallen. Ich schwebe wie durch einen Traum.

Irgendwann fotografiere ich irgend etwas an dieser Wand, ehe ich bemerke, dass Roman mich wild auf etwas aufmerksam machen will. Hai! Er macht das Zeichen für einen Hai. Der will mich wieder verarschen, denke ich. Tatsächlich schwimmt ein Riffhai hinter meinem Rücken an mir vorbei. Ich sehe ihn nur noch ins tiefe, dunkle Blau verschwinden. Wir tauchen nach etwa einer 3/4 Stunde wieder auf. Ich bin mehr als nur ein bisschen high.

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